american pie
: Unter Schwergewichten

Die New England Patriots kämpfen gegen allerlei Widerstände, um ihre Vorherrschaft in der NFL aufrechtzuerhalten

Kein Zweifel, die neue Saison in der Football-Liga NFL ist ein abgekartetes Spiel. Das meint zumindest Rodney Harrison. „Die Liga will nicht, dass wir den Titelhattrick schaffen“, schimpfte der 32-jährige Verteidiger der New England Patriots vor kurzem. „Welche Mannschaft hatte denn bitte jemals einen solchen Spielplan,“ fragte er erbost. Die simple Antwort: keine.

Wie das Elias Sports Bureau, die führende Statistikdatenbank für US-Sport, bestätigt, absolvieren die Patriots gerade das brutalste Auftaktprogramm, das je eines der 32 NFL-Teams durchlaufen musste. Drei der ersten fünf Patriots-Gegner gewannen letztes Jahr ihre jeweilige Division; bis zum sechsten Spieltag hat New England nur zweimal Heimrecht. Das Resultat des anspruchsvollen Programms: Der amtierende Meister steht nach fünf von insgesamt sechzehn Partien in der regulären Saison bereits mit zwei Niederlagen da. Mit den Denver Broncos und den Indianapolis Colts, der aktuell einzigen ungeschlagenen Mannschaft, warten die nächsten Schwergewichte.

Harrisons Unmutsäußerungen sind kein Einzelfall. „Die Liga will Ausgeglichenheit, diese Botschaft haben wir nun begriffen“, stimmt Teamkollege Mike Vrabel zu. Das NFL-Büro leugnet jegliches Kalkül. „Es gibt absolut keine Verschwörung gegen die Patriots“, so Howard Katz, der die Planung beaufsichtigt. Gleichzeitig räumt er ein, dass sich die Spielplanung daran orientiere, „ein Fernsehangebot zu schaffen, welches die Einschaltquoten maximiert und eine Wettbewerbsbalance gewährleistet“.

Angesichts der Vormachtstellung New Englands – drei Titel in den letzten vier Jahren – und der Tatsache, dass das Prinzip der Chancengleichheit seit jeher eine der Hauptstützen für die Popularität der Liga war, könnte der NFL an einer Wachablösung gelegen sein. Doch trotz aller Anlaufschwierigkeiten und einer Krankenakte, die momentan nicht weniger als vierzehn verletzte Spieler führt, will der Klub seine sportliche Vormacht mit aller Macht fortsetzen.

„Wir haben schon hundertmal mit dem Rücken zur Wand gestanden“, fasst Kicker Adam Vinatieri das Seelenleben des Serienchampions zusammen. Ziel der beschwerlichen Reise ist der 5. Februar 2006. An diesem Tag findet in Detroit die 40. Auflage des Super Bowls statt. Im Falle eines weiteren Finalsieges wäre New England das erste Team, das den Titel dreimal hintereinander gewonnen hat.

Federführend beim Eintrag in die Rekordbücher soll einmal mehr Quarterback Tom Brady sein. Brady, der in spielentscheidenden Momenten durch seine Coolness und sein feines Auge besticht, ist neben Peyton Manning von den Colts der beste Spielmacher in der NFL. Vor drei Wochen knackte er gegen Carolina die Karrieremarke von einhundert Touchdownpässen. Quarterback-Ikone Joe Montana war auch 28 Jahre alt, als er dem „Klub der Hunderter“ beitrat.

Die Vita von Bradys kongenialem Partner Adam Vinatieri liest sich nicht weniger eindrucksvoll. Ob seiner siegbringenden Field Goals bei allen drei Super-Bowl-Triumphen gilt er als unfehlbarer Kunstschütze. Diesen Ruf hat er in der laufenden Spielzeit bereits zweimal bestätigt, zuletzt am Sonntag gegen Atlanta, als er zum Endstand von 31:28 zwischen die Torstangen traf. Was so kinderleicht aussieht, ist für die Patriots harte Arbeit – besonders in dieser Saison. Manch einen wird das freuen. TOBIAS POX