LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Großes Gewese

betr.: „Die Bürgergesellschaft tut allen gut“, taz vom 27. 8. 16

„Ehrenamtliche Arbeit ersetzt meist nicht etwas, wofür der Staat sich schon einmal für zuständig gezeigt hat.“ Dieses Zitat zeigt, dass sich Harald Welzer mit dem Thema „Bürgergesellschaft“ im Grunde nie befasst hat.

Das ganze Gewese um Ehrenamtlichkeit und „Bürgergesellschaft“ entstand erst als der Sozialstaat unter Kohl und dann massiv unter der Regierung Schröder/Fischer zurückgefahren wurde. Seitdem gibt es „Tafeln“, ehrenamtliche Obdachlosen-­Arbeit, Lesepaten in den Schulen und Menschen, die Patientinnen in Krankenhäusern und Bewohnern von Altenheimen ehrenamtlich zuhören, weil das Pflegepersonal dafür keine Zeit mehr hat.

Die „Bürgergesellschaft“ zehrt zu Unrecht von einem basisdemokratischen Image, ihre Funktion besteht vielmehr in der Abmilderung der Kollateralschäden der neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der letzten zwanzig Jahre.

Politisch motiviertes Ehrenamt, Arbeit in Parteien, Initiativen und Protestbewegungen, die Verhältnisse ändern wollen, welche ständig neue Arme, Flüchtlinge oder Obdachlose produzieren, sind meist nicht gemeint, wenn das Hohelied auf die Bürgergesellschaft angestimmt wird.

CLAUDIA PINL, Köln

Eine Irritation

betr.: „Merkel genießt – und schweigt“, taz vom 30. 8. 16

Mit sehr viel Zustimmung las ich Ulrich Schultes Analyse zum Flüchtlingsdrama und der Motive von unserer Kanzlerin. Im Ausland verweilend, wurden ihr vor allem ökonomisch-utilitaristische Motive unterstellt, aber kein humanistischer Imperativ. Schultes Artikel belehrt uns eines Besseren und ist für mich auch eine Irritation. Noch nie habe ich – aus Überzeugung – die CDU gewählt.

Nachdem ein politisch irrlichternder Seehofer sie permanent bedrängt und ein erratischer Gabriel sich auf populistischen Stimmenfang begibt, muss ich meine Wahlentscheidung überdenken. Wer hält besser durch? Sie als Kanzlerin oder ich als Wähler?

PETER RASCHKE, Hamburg

Taktisches Manöver

betr.: „Nur Gabriel redet über TTIP-Aus“, taz vom 30. 8. 16

Na ja, das nenne ich mal ein taktisches Manöver von „unserem“ Vizekanzler mit seiner Aussage, TTIP sei de facto gescheitert, während er immer noch an Ceta, dem Freihandelsabkommen mit Kanada, festhält! Aber im Grunde genommen ist es doch so, dass die meisten großen Unternehmen der USA eine Tochter in Kanada haben und sie beteiligt sind am Freihandelsabkommen mit Kanada!

Während Gabriel so versucht, mit diesem Manöver seine Parteigenossen ruhig zu halten, hält Merkel weiter an beiden Freihandelsabkommen fest.

Doch langsam sollte sie mitbekommen, dass nicht gerade wenige Bürger diese beiden Handelsabkommen ablehnen. Warum dann diese für mich unnötigen Freihandels­abkommen irgendwann mal in Kraft treten sollen, ist mir schleierhaft, denn wir führen schon Handel mit den beiden Ländern, da benötigen wir keine Freihandelsabkommen dazu!

RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Reichen zwei Banken?

betr.: Cryan hält mehr Fusionen für nötig“, taz vom 1. 9. 16

Es gibt ,,schlicht zu viele Banken“, meint Deutsche-Bank-Chef John Cryan.

Seiner Meinung nach würden wohl zwei reichen, die Deutsche Bank und eventuell noch die Commerzbank.

FERN MEHRING, Dortmund

Blinkwinkel ändern

betr.: „Viele Flüchtlinge arbeiten schwarz“, taz vom 31. 8. 16

Ich möchte gern mal den Blickwinkel dieses Artikels ändern: 30 Prozent von ungefähr 1,1 Millionen Flüchtlingen sind zirka 300.000 Menschen.

Wenn zirka drei Menschen bei einem Unternehmer arbeiten, heißt die neue Überschrift: Zirka 100.000 deutsche Unter­nehmer beschäftigen Flüchtlinge zu Dumpinglöhnen.

JÜRGEN SCHILLER, Bad Vilbel

Religionskriege

betr.: „Denk an den Balken in deinem Auge“, taz vom 31. 8. 16

Toll, dass ihr Björn Bicker zitiert!

„Er findet, wir müssten mehr über Religion sprechen ...“

Das finde ich auch.

Denn gerade finden wegen der Religion wieder Kriege statt.

THEO KRÖNERT, Kaisersbach

Erst traurig, dann böse

betr.: „Katzen, Hamster, Hunde, Briten“, taz vom 29. 8. 16

Lieber Ralf Sotscheck,

ich bin ein großer Liebhaber Ihrer Schriften.

Aaaaaber wenn Sie sich über KENT lustig machen, dann werde ich erst sehr, sehr traurig und dann sehr, sehr böse ...

UDO EPPINGER, Aarbergen