Einblick(637)

Konrad Mühe, Künstler

Foto: Andreas Mühe

Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Die Ausstellung im Hamburger Bahnhof „Carl Andre: Sculpture as Place 1958–2010“ hat mich sehr beeindruckt. Es ist eine fantastische und sehr konzentrierte Präsentation der Arbeiten in den Rieck-Hallen. Durch den Verzicht auf Wandbeschilderung ist der Blick frei für den räumlichen Gesamteindruck, wodurch sich die Architektur der Arbeiten verstärkt zeigen kann. Zusätzlich bietet der Wechsel von einem verhältnismäßig kleinen Raum mit Arbeiten, die wie Modelle von oben betrachtet werden können, zu einem Raum mit Holzarbeiten, die körperlichen Widerstand leisten, eine interessante Verschiebung von Proportionen.

Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?

Ich gehe zu selten in Klubs, als dass ich etwas empfehlen könnte. Auch mein letztes Konzert ist schon etwas her. Wenn es um Unmittelbarkeit und das direkte Erlebnis geht, interessiert mich am meisten das Thea­ter oder eine künstlerische Arbeit im Raum.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet dich durch den Alltag?

Zurzeit lese ich „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ von Roland Schimmelpfennig. Schimmelpfennig ist ein zeitgenössischer Dramatiker und dies sein erster Roman. Das Lesen seiner bildgewaltigen und klug gebauten Stücke bereitet mir großes Vergnügen. Und wenn ich die Gelegenheit bekomme, schaue ich mir die Inszenierungen natürlich an.

Was ist dein nächstes Projekt?

Die Zusage des Recherchestipendiums des Berliner Senats ermöglicht es mir, eine neue Videoarbeit zeitnah fertigzustellen. Hierfür arbeite ich eng mit einem Geräuschemacher sowie einem Sounddesigner zusammen. Kurz gesagt, geht es um die fonetische Nähe von menschlicher Sprache und Geräuschen, die von Objekten erzeugt werden.

Zur Person

Konrad Mühe (*1982 in Karl-Marx-Stadt) studierte zunächst an der Burg Giebichenstein, dann an der UdK bei Lothar Baumgarten. 2012 war er Meisterschüler bei Hito Steyerl. 2014–2016 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium, 2016 Recherchestipendium des Berliner Senats. Einzelausstellungen u. a. in der Berlinischen Galerie (2012) und der Galerie Naprzeciw (2012, 2015). Aktuell sind Arbeiten von ihm im Zeiss-Großplanterium (s. o.) zu sehen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Das ist ganz eindeutig mein Fahrrad.