Berliner Szenen
: Im Bus mit Tüsn

Diesel ist alle

Alle wurden auf Alkohol und Drogen getestet

Übers Wochenende bin ich auf ein Festival gefahren. Nach Pütnitz, ein ziemlich kleiner Ort irgendwo nahe der Ostsee. Dort, versteckt zwischen Wald, Wiesen und einem See, sollten wir, ein guter Freund begleitete mich, beim „Pangea“-Festival Helferdienste schieben. Halb zehn morgens bis neunzehn Uhr abends. Das wird hart, dachte ich. Ob der zu erwartenden Exzesse sah ich mich schon vor Beginn der ersten Schicht täglich verschlafen. Aber irgendwie klappte dann doch alles ganz wunderbar. Die Probleme begannen erst bei der Abreise aus dem verträumten Pangea­land Richtung Berlin. Eine Rückfahrt hatten wir natürlich nicht organisiert. Am Sonntagvormittag stand ich leicht verzweifelt vor der Tafel mit den Mitfahrgelegenheitsangeboten. Mein Freund hatte sich bereits eine nette Fahrerin ausgeguckt. Sie hätte auch mich gern mitgenommen, nur passte mein Rad nicht in ihren Kofferraum.

Die Rettung hieß Niclas, der ebenso verloren herumstand wie ich. Er sei von der Berliner Band Tüsn, deren fahruntaugliche Mitglieder noch einen Fahrer suchten. Und so steuerte ich wenig später sechs Tüsner und mein Rad im Tourbus vom Gelände. Vorbei an dem am Ausgang wartenden Polizeiaufgebot, dessen Größe wohl jeden Berliner Innensenator neidisch gemacht hätte. Alle Pangeamenschen wurden auf Alkohol und Drogen getestet – außer die Tüsn-Jungs und ich. Ein kleiner Jubelsturm. Sie stünden nun in meiner Schuld, sonst wären sie wohl nie losgekommen. Dann schliefen sie ein. 70 Kilometer später Fahrerwechsel, nun konnte ich dösen.

Aufgewacht bin ich durch den panischen Ruf meines Nachfolgers: „Der Diesel ist alle!“ Wir schafften es noch, rechts ranzurollen. Nach einer Stunde kamen die gelben Engel. Sorry, sagten die Tüsner und entschädigten mich mit ihrem Album. Es heißt „Schuld“. David Joram