Jugend rezensiert
: Mit Sherlocks Erbin

Buchkritik von Schüler*innen

Isabelle Karge

17 Jahre

Brittany Cavallaros Kriminalroman „Holmes & Ich“ dreht sich um die Nachfahren des berühmten Ermittlerduos Sherlock Holmes und Dr. Watson – und wie sie einen Mordfall lösen müssen, der sich an einem Elite-Internat in den USA ereignet. Mit dem Mord erfüllt sich der Kindheitstraum von James „Jamie“ Watson, Nachfahre des Sherlock-Holmes-Gehilfen Dr. Watson. Die Vorstellung, zusammen mit Charlotte Holmes Verbrechen aufzuklären, war die einzige Motivation, sein geliebtes London zu verlassen und ein Stipendium in Connecticut anzutreten. Kurz darauf wird sie Realität.

Ein Mitschüler, mit dem sich Jamie kurz zuvor wegen einer abfälligen Äußerung über Charlotte geprügelt hat, wird tot in seinem Zimmer aufgefunden. Die Hauptverdächtigen: Jamie und Charlotte. Nun ist es an ihnen, ihre Unschuld zu beweisen. Doch während der Ermittlungen stellen sich Jamie immer mehr Fragen: Wer ist Charlotte Holmes? Was verheimlicht sie ihm? Kann er ihr überhaupt noch vertrauen? Und was hat die Familie Moriarty mit all dem zu tun?

Um ehrlich zu sein, war ich nicht sehr begeistert, als ich den Titel des Buches gesehen habe. Ich dachte mir: Da hat wieder jemand zum hunderttausendsten Mal die Geschichte von Sherlock Holmes weitergedreht. Doch irgendetwas hat mich doch dazu bewegt, es zu lesen. Ich wurde positiv überrascht. Mit Holmes und Watson prallen – wie im Original von Sir Arthur Conan Doyle – zwei sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander. Der aufgeschlossene, offenherzige und trotz seines Sarkasmus positive Jamie Watson trifft auf eine intelligente, stolze und abweisende Charlotte Holmes, die sich und ihre Gefühle immer unter Kontrolle hat. Durch diese Gegensätze entstehen immer wieder komische Momente – aber auch Komplikationen zwischen den beiden. Im Buch tauchen ab und zu Anspielungen auf die alten Geschichten um Holmes und Dr. Watson auf. Die muss man aber nicht kennen, um das Geschehen zu verstehen.

„Holmes & Ich“ ist ein Krimi, den man dank der Beziehung zwischen Charlotte und James und den unerwarteten Wendungen nicht aus der Hand legen will. Parallelen zum Original gibt es natürlich. So ist Watson wie schon sein Vorfahre der Gehilfe von Holmes. Eine wirkliche Fortsetzung des Klassikers ist das Buch nicht. Und damit ist er nicht nur für Holmes-Fans, sondern für alle lesenswert, der gern gut geschriebene, spannende und durchdachte Kriminalromane liest.

Brittany Cavallaro: „Holmes & Ich“. Aus dem Amerikanischen von Anja Galic. dtv, 2016, 368 Seiten, 16,95 Euro, ab 14 Jahre