Kirchenamt protestiert gegen Verfahrenseinstellung

MISSBRAUCHSPROZESS Landeskirchenamt legt Rechtsmittel ein, Zeugen wurden nicht gehört

Der pensionierte Geistliche hatte gestanden, sich an Mädchen aus seiner Gemeinde vergangen zu haben

Das Landeskirchenamt in Kiel hat Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Kirchengerichts eingelegt, das Disziplinarverfahren gegen einen pensionierten Pastor aus Ahrensburg einzustellen. Das Gericht hätte das Verfahren nicht einstellen dürfen, nach dem die mündliche Verhandlung bereits eröffnet war, sagte der Pressesprecher der Nordkirche, Frank Zabel.

Das Landeskirchenamt hatte dem Geistlichen Amtspflichtverletzungen im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der evangelischen Gemeinde in Ahrensburg vorgeworfen und seine Entlassung aus dem Kirchendienst beantragt. Das Gericht hatte das Verfahren am 20. November mit der Begründung eingestellt, die ihm vorgeworfenen Verfehlungen lägen so lange zurück, dass eine Verurteilung unverhältnismäßig wäre.

Darin sieht das Kirchenamt einen Verfahrensfehler. Das Verfahren sei eingestellt worden, ohne vorher Zeugen anzuhören. Das widerspreche dem Disziplinargesetz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD), sagte Zabel. Das Kirchenamt beantragt, den Einstellungsbeschluss aufzuheben und die mündliche Verhandlung erneut zu eröffnen.

Der pensionierte Geistliche hatte 2010 gestanden, rund 30 Jahre zuvor Missbrauchstaten eines Kollegen gedeckt und sich auch selbst an Mädchen und jungen Frauen aus seiner Gemeinde vergangen zu haben.  (dpa)