Provinzial weiter nicht privat

VERSICHERUNGEN Sparkassen im Norden legen Veto ein: Die öffentlich-rechtliche Provinzial Nordwest soll nicht an den Konkurrenten Allianz verkauft werden

Die Privatisierung der Provinzial Nordwest ist erst mal vom Tisch. Die Versicherung werde nicht für 2,25 Milliarden Euro an den Konkurrenten Allianz verkauft, teilte der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein nach einer Vorstandssitzung gestern in Kiel mit. „Damit ist definitiv der Verkauf vom Tisch“, so Verbandspräsident Reinhard Boll. Diese Entscheidung sei zwar mit den anderen Anteilseignern noch nicht besprochen worden, für einen Verkauf wäre aber ein einstimmiger Beschluss notwendig.

Am frühen Morgen hatten in Kiel vor der Zentrale des Sparkassen- und Giroverbandes 2.000 Menschen für den Erhalt des Unternehmens als öffentliches Unternehmen demonstriert. Die Versicherung hat in Norddeutschland 3.000 Mitarbeiter, darunter 2.000 in Schleswig-Holstein. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) begrüßte die Entscheidung: „Die Landesregierung steht zur Provinzial als öffentlich-rechtlicher Versicherer.“

Eigner der Provinzial sind neben dem schleswig-holsteinischen Verband (18 Prozent) die Sparkassenverbände Westfalen-Lippe und der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (beide je 40 Prozent) sowie der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband (2 Prozent).

Der Kieler Sparkassenverband will nun eine Fusion der Provinzial Nordwest mit der Provinzial Rheinland anstreben. Diese Idee hatte am Montag Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) vorgetragen. Da die Provinzial Nordwest und die Provinzial Rheinland ähnlich groß seien, werde dabei nicht die eine die andere schlucken, sagte Boll: „Zwei starke Partner wollen einen noch stärkeren öffentlichen Versicherer bilden.“

Die Beschäftigten der Hamburger Feuerkasse, die ebenfalls zur Provinzial Nordwest gehört, trauen dem Frieden noch nicht: Sie wollen heute Abend mit einer Lichterkette rund um den Sitz der Pflichtversicherung für Hamburger Hauseigentümer gegen eine Privatisierung demonstrieren.  (dpa/taz)