Die Wahrheit: Knusprige Zukunft
Neue Nahrung für einen übersättigten Markt: Apple stellt jetzt das iBread vor und stößt damit in noch nie da gewesene Produktsphären vor.
Die Präsentation des neuesten Apple-Produkts wird wie immer mit Spannung erwartet. Nach den zuletzt enttäuschenden Neuheiten wie der Apple Watch und den minimal überarbeiteten iPhones fordert die weltweite Fangemeinde endlich mal wieder einen großen Wurf. Apple-Boss Tim Cook steht also mächtig unter Zugzwang, als er die Bühne des Silicon Valley Theatre in Kalifornien betritt. Aber was er dann den geladenen Gästen präsentiert, hat das Zeug, einen Apple-Hype loszutreten, der alles bis dahin Gesehene in den Schatten stellen wird.
Kein überflüssiges Gadget ist es diesmal, das kein Mensch braucht, sondern ein Produkt, das das Leben jedes Nutzers nachhaltig verändern könnte. Das iBread, so der Apple-typische Name des Hoffnungsträgers, ist ein stylishes Frühstücksbrot mit vielen nützlichen Zusatzfunktionen – mit ihm beginnt jeder Tag knusprig und informativ zugleich: Das wohlschmeckende Dinkel-Brötchen überrascht mit einer glasklaren Darstellung von Text und Bild auf dem luftig-leckeren Teig.
Checken und reinbeißen
Die neuesten Nachrichten lesen, Mails checken, reinbeißen und der Tag kann beginnen. Das puristisch designte Info-Sandwich dürfte die Frühstücksgewohnheiten nicht nur in Hipsterkreisen revolutionieren. Oder wie Tim Cook es formuliert: „Mit dem iBread haben wir die Trennung von Hard- und Software endgültig aufgehoben. Nahrungs- und Informationsaufnahme werden vereint – damit ist ein alter Menschheitstraum endlich Wirklichkeit geworden.“
Doch es ist nicht nur die IT-Branche, deren Geschäfte schleppend laufen – der Markt in den Industrienationen ist schlicht und einfach übersättigt. Neue Geschäftsfelder werden deshalb händeringend gesucht, da ist die Kooperation mit einem namhaften deutschen Premium-Bäcker eine glückliche Fügung, eine Win-win-Situation wie aus dem Lehrbuch der Volkswirtschaft. Denn auch das deutsche Bäckerhandwerk steckt in der Krise – die Konkurrenz durch Backshops, die industriell gefertigte und tiefgefrorene Teiglinge aufbacken, macht dem traditionellen Bäckermeister an der Ecke seit Jahren schwer zu schaffen. Die Entwicklung des iBreads könnte ihm den Weg auf den Weltmarkt weisen und dem behäbigen Handwerk neue Käuferschichten erschließen. Hi-Back ist die Zukunft.
Schon sind weitere Internetriesen auf die geballte Backkompetenz der Deutschen aufmerksam geworden. Patisserie 4.0 heißt der Trend der Stunde: So arbeitet Google seit geraumer Zeit an einem geheimen Projekt mit dem Nahrungsmittel-Multi Dr. Oetker zusammen. Der Googlehupf, wie der leckere Kuchen heißen soll, vereint Insidern zufolge eine lockere Krume mit unübertroffener Nutzerfreundlichkeit. Ein in den Teigpartikeln integriertes Nano-Diagnosetool ist in der Lage, noch während des Kauvorgangs relevante Gesundheitsdaten des Nutzers zu erfassen und direkt an das Google-eigene ärztliche Betreuungszentrum zu übermitteln. Gesundheitschecks gehören nunmehr der Vergangenheit an, sie werden in Zukunft direkt beim Kuchenessen durchgeführt.
Hochelastisch und extrem lang
Selbstverständlich gibt es auch hier wieder die notorischen Kritiker, die das weltfremde Horrorgemälde der alles verschlingenden „Datenkrake“ Google an die Wand malen. Doch was ist eigentlich gegen ein wohlschmeckendes Backwerk wie den Googlehupf einzuwenden, das einem noch dazu den langwierigen Gang zum Hausarzt und stundenlanges Herumsitzen im Wartezimmer erspart?
Wo derlei bahnbrechende Neuerungen zur Marktreife kommen, darf Tesla-Chef Elon Musk nicht fehlen. Der Vorreiter visionärer Verkehrskonzepte hat zwar nach dem tödlichen Crash eines autonom fahrenden Tesla einen herben Rückschlag hinnehmen müssen, doch sein in Kooperation mit einem deutschen Großbäcker entwickeltes Baguette-Car wird solche Frontalzusammenstöße dank seiner hochelastischen Dinkel-Vollkorn-Karosserie und einer extrem langen Knautschzone spielend abfedern können. Die Zukunft jedenfalls wird knusprig.
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