Liebeserklärung
: Rainer Wendt

Zivilschutz! Hamsterkäufe! Terror! Alle drehen durch, nur der besorgte Polizeigewerkschafter bleibt, wie er immer war und ist

Als in der nun zu Ende gehenden Woche das Thema Zivilschutz aufkam – und mit ihm die Hamster und das Einkaufen, Einwecken, Bevorraten auftraten –, wurde den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland schlagartig bewusst, wie unsicher diese Welt ist, wie unübersichtlich, wie chaotisch. Denn das im Kabinett vorgestellte neue Zivilschutzkonzept rät allen, sich doch ein paar Vorräte anzulegen, für den Fall, dass … Man mag gar nicht drüber nachdenken. Schlimm.

Nur gut, dass es in solchen Situa­tionen Rainer Wendt gibt. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft sagte im „heute journal“: „Die Zeiten sind nicht friedlich, sie sind gefährlich.“

Ja, das hört sich jetzt erst mal alarmierend an, nach Panikmache, nach dem plumpen Versuch, Ängste zu schüren in einer Zeit, die – zumindest wenn man die wenig harmonische Geschichte Mitteleuropas betrachtet – kaum friedlicher sein könnte. Aber: Dieser Satz muss in der Wendt’schen Dialektik verstanden werden: Bei Wendt lauert die potenzielle Gefahr überall – im Fußballstadion, vor dem Fußballstadion, an Deutschlands Grenzen, in Schwimmbädern. Besser ist: Gar nicht erst rausgehen.

Hätte Wendt also zum Thema Zivilschutz – und den Hinweisen zur Bevorratung von Lebensmitteln und Medikamenten sowie dem Einkauf einer mittelgroßen Survivalausrüstung – gesagt, dass das doch Panikmache sei, „alles halb so wild, genießen Sie den Sommer, die hohen Temperaturen, gehen Sie mal ruhig ins Freibad oder ins Stadion zum Bundesliga-Auftakt“, dann wäre es Zeit gewesen, den nächsten Discounter zu stürmen, zu kaufen, was noch zu kriegen ist, zu Hause Platz zu schaffen (zum Beispiel die Kinder zu Oma und Opa zu schicken) und zu hoffen, dass die Welt irgendwann wieder in die Spur kommt.

Hat Wendt aber nicht. Er hat getan, was er immer tut – und damit das beruhigende Signal gesendet, dass alles in bester Ordnung ist. Er ist der Ruhepol. Er ist der Anker. Jetzt können wir beruhigt ins Freibad gehen und den Bundesliga-Start genießen. Danke, Rainer Wendt! Jürn Kruse