Meinungsstark
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Leben ist lebensgefährlich

betr.: „Das Ende ist nah“, taz vom 23. 8. 16

„Denke dran, schaff Vorrat an“. Dieser Spruch ist mir noch im Ohr. Bei der Deutschen Bank gab es den „Hamster Goldi“, er sollte uns anregen, für „schlechte Zeiten“ zu sparen. Jetzt die Angstmache der Regierung. Was steht uns denn bevor? Genauere Information wäre angebracht. Wir sind inzwischen daran gewöhnt, Tag und Nacht einkaufen zu können. Also bitte Aufklärung. Und: Wenn ein Atomreaktor in die Luft geht, nützen mir alle Vorräte nichts. Ich mache mich mit dem Gedanken vertraut: Leben ist lebensgefährlich und endlich. Allein ich entscheide doch und bin verantwortlich dafür, welche Events ich aufsuche. Wenn der Staat uns überall schützen will und soll, dann ade Freiheit. Je mehr uns Angst gemacht wir, desto eher können die Regierenden ihre Vorschläge in die Tat umsetzen und uns zunehmend immer intensiver überwachen. Christl Saarbourg,Karlsruhe

Jagen, sammeln

betr.: „Vorrat für den Fall der Fälle“, taz vom 23. 8. 16

Nicht nur verfügen moderne Wohnungen nicht mehr über eine Vorratskammer, schlimmer:

Der Plan, dass man zumindest für sich selbst ein Kontingent an Nahrungsmitteln vorsorglich bereithalten sollte, ist gänzlich unmodern geworden. Man bestellt, wenn man Appetit hat, den Pizzaservice, oder geht zu Mc, zum Kiosk oder zur Tankstelle, ist jedenfalls nicht selbst für das Beschaffen der eigenen Ernährung verantwortlich.

Ganz unabhängig von einer realen oder gefühlten Bedrohungslage spricht nichts dagegen, den modernen Menschen an die Fähigkeiten des Neandertalers zu erinnern: Jagen und Sammeln!

Übrigens: Die Nudeln und der Reis auf der Zwei-Wochen-Liste des Bundesamts für Katastrophenhilfe sind kaum verwertbar, wenn auch noch Strom und Wasser ausfallen sollten!

Maria Peters, Glinde

Heißer Krieg

betr.: „Vorrat für den Fall der Fälle“, taz vom 23. 8. 16

Was erwartet denn unsere Bundesregierung so Extremes, dass wir Vorräte anlegen sollen? Naturkatastrophen? Schwer zu glauben. Eine Lahmlegung des gesamten Strom- und Wassernetzes oder doch was anderes? Wenn man bedenkt, dass die Rüstungsausgaben immer weiter steigen, die „militärtechnischen Friedenseinsätze“ auch der Bundeswehr ausgeweitet werden, es auf der gesamten Welt kriselt, dann kommt man fast zu dem Schluss, dass man militärische Aktionen gegen Europa erwartet! Noch dazu kommen die Manöver an der Grenze zu Russland und die Verstärkung der Nato! Da kann man fragen, wohin steuert Europa und Deutschland und es gibt den Verschwörungstheoretikern frisches Futter im Gedanken an einen heißen Krieg mit Russland. Denn wozu sonst die Deutschen zu Hamsterkäufen auffordern?

René Osselmann, Magdeburg

Westwertige Selbstgerechtigkeit

betr.: „Kulturkampf gegen Arme“, taz vom 25. 8. 16

Verhüllung und Täuschung, das ist offensichtlich das Thema der Stunde, die Stunde der Wahrheit ist es jedoch nicht. Frankreich und viele andere westwertige Staaten stehen vor der nächsten gesellschaftlichen Herausforderung und brauchen jetzt klaren demokratischen Verstand.

Dabei gilt es im höchsten Maße, von dem gewiss schmalen Grat der Gerechtigkeit nicht auf den der Selbstgerechtigkeit und Ungerechtigkeit abzukommen.

Denn nicht nur die Maskierung des ganzen Körpers, sondern auch der legitimierte Deckmantel offenbarer Willkür und Unmäßigkeit verstärkt das Auseinanderdriften einer Gesellschaft, befördert somit den Auswuchs einer Mehrklassengesellschaft, der der Demokratisierung natürlich entgegensteht. Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram