Mountainbike Peter Sagan, seit Jahren der beste Sprinter der Tour de France, startet in Rio im Gelände
: Des Radsports liebster Macho

Peter Sagan Foto: Tinkoff Sport

Berlin taz | Der Weltmeister ist nicht der Favorit, wenn am Sonntag die Mountainbiker um Gold fahren. Peter Sagan weiß das. Der 26-jährige Slowake ist ja auch Weltmeister in einer anderen Disziplin des Radsports. Normalerweise ist er mit dem Rennrad unterwegs. Weil er mal etwas anderes machen wollte als normalerweise und weil er sowieso etwas anders ist als die meist arg introvertierten Rennradkollegen, hat er sich für das olympische Mountainbikerennen angemeldet.

Im Juli dieses Jahres hat Sagan noch die Tour de France aufgemischt, hat drei Etappen gewonnen, einen Tag lang das Gelbe Trikot getragen und ist dann – und das schon zum fünften Mal hintereinander – im Grünen Trikot am Ziel in Paris angekommen. Dabei wurde er nicht nur von den zahlreichen slowakischen Fans an der Strecke wie der einzige Superstar der Radszene gefeiert. Sagan spricht ein drolliges Englisch („Tomorrow is tomorrow, tomorrow“) und wenn es nicht so viele Proteste gehagelt hätte, würde er den jungen Frauen, die den Rennfahrern zur Siegerehrung Küsschen zu geben haben, wohl immer noch regelmäßig in den Po kneifen. So einer wird gemocht in der Machoszene der Helden auf dem Asphalt, wo die besten Fahrer oft auch dann die größten Schweiger sind, wenn sie nicht zum Thema Doping gefragt werden.

Dass sich der Weltmeister nicht auf der Straße um Gold streiten wollte, hat einen einfachen Grund. Sagan hat sich im vergangenen Jahr die Strecke einmal genauer angesehen und schnell festgestellt, dass sie für ihn ungeeignet ist. Zu bergig war sie dem Spezialisten für Eintagesrennen. Dass nun ausgerechnet ein Klassikerspezialist, wie Sagan einer ist, der Belgier Greg Van Avermaet, Gold gewonnen hat, könnte ihn ärgern. Er sagt, es mache ihm nichts aus. Außerdem habe der Belgier Glück gehabt. Sagan jedenfalls bereitet sich seit dem Ende der Tour auf seinen Start mit dem Mountainbike vor. In den Bergen von Colorado hat sich der Mann, der in der kommenden Saison für das deutsche Team Bora starten wird, auf das olympische Cross Country-Rennen vorbereitet. Ein kleines Rennen, an dem er dort teilgenommen hat, hat er prompt gewonnen. Dass er im Gelände fahren kann, hat er in seiner Jugend ja schon bewiesen. 2008 war er Juniorenweltmeister auf dem Mountainbike.

Andreas Rüttenauer