Berliner Szenen
: Feuriges Schreiben

Der Fan

So direkt hat mein Laptop nie gesagt, dass er mich mag

Ich versuch gerade was Neues auf dem Papier. Obwohl: Papier ist übertrieben, auch wenn’s weiß ist und rechteckig und schwarze Buchstaben drauf hat. Die Buchstaben sind digital, ebenso der Untergrund – ich schreibe mit dem Laptop, da kann man so schön schnell wieder wegmachen, wenn was eher blöd ist. Das jetzt aber, das Neue, finde ich nicht blöd. Mein Laptop findet das auch nicht. Richtig mitfiebern tut er beim Tippen, wird erst heiß und dann röhrt er auch, ziemlich laut. Und dann auf einmal geht er aus, mitten im Satz.

„Oh“, denk ich und schau auf den schwarzen Bildschirm. „Vielleicht doch nicht so ganz feurig schreiben?“ Aber feurig ist es nun mal; so ist das mit neuen Ideen. Und weil’s brennt in mir drin und der Text raus- und getippt werden will, mach ich den Laptop gleich wieder an. Ich versuch’s jedenfalls. Nur auf dem Bildschirm erscheint nicht „Password eingeben“ wie sonst beim Hochfahren, sondern ein Bekenntnis: „Fan.“ So direkt hat mein Laptop noch nie gesagt, dass er mich mag. Ich lächle. Aber dann lächle ich nicht mehr, denn jetzt steht hinter „Fan“ noch ein zweites Wort: „Error.“

„‚Fehler‘“, überleg ich. „Wieso? War doch nicht so gut, was ich grad eingetippt hab?“ Genau, meint mein Laptop; er bleibt dabei: „Fan: Error“, sooft ich auch den Anschaltknopf drücke. Nichts geht mehr, und mir wird klar, dass „Fan“ ja auch „Ventilator“ heißt, und jetzt ist er tot irgendwie, kaputt, der Fan, der Laptop.

Kurz überlege ich,’ne Krise zu haben, aber dann merke ich zum Glück, dass was anderes viel wichtiger ist, zumindest für den Moment: das Neue in mir, die Idee, die rauswill aufs Papier. Und weil das Digitale nicht funktioniert, nehme ich Echtes zur Hand. Super ist das, und das erste Wort, das ich schreibe, ist „Fan“. Fan von Papier. Fan!

Joey Juschka