JOHANNES KOPP ÜBER DAS NEUE SICHERHEITSKONZEPT DER DFL
: Der erpressbare Fussball

Die Scharfmacher haben gesiegt. Die Vereine der Fußball-Bundesliga haben sich dem immensen Druck, den die Innenminister der Bundesländer aufgebaut haben, gebeugt und auf der Vollversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für ein restriktiveres Sicherheitskonzept votiert.

Damit sind die Drohungen der Politik, den Klubs die Polizeieinsätze in Rechnung zu stellen oder Stehplätze abzuschaffen, abgewendet. Doch sollten die nächsten Stadionscharmützel mitten in einen Wahlkampf hineinplatzen, dürfte die Versuchung groß sein, weiteres politisches Kapital daraus zu schlagen. Dann wird ein noch härterer Umgang mit den „Chaoten“ gefordert werden. An der Schraube wird weitergedreht. Der Fußball hat sich erpressbar gemacht.

Dass DFL-Chef Reinhard Rauball angesichts der Beschlüsse die Verbandsautonomie als Sieger feierte, ist nichts weiter als das Pfeifen im Walde.

Dabei gerät leider in den Hintergrund, dass mit repressiven Rezepten Gewaltprobleme noch nie gelöst wurden. Selbst wenn es gelingt, Gesellschaftsprobleme aus den Stadien durch einen Austausch der Kundschaft auszuschließen, werden sie an anderer Stelle wieder auftreten.

So weit ist es noch nicht. Die Fans haben mit ihrem massiven Protest der Deutschen Fußball-Liga immerhin ein paar abgemilderte Formulierungen abgetrotzt. Und was viel wichtiger ist: So viel Austausch wie zuletzt gab es zwischen den Fußballfunktionären und den Fans noch nie. Das DFL-Beschlüsse bilden nämlich lediglich ein Rahmenkonzept. Die Ausgestaltung soll vor Ort von den Vereinen in Absprache mit ihren Anhängern durchgeführt werden. Das birgt Risiken, aber auch große Chancen. Sollten diese genutzt werden, kann man von einer Autonomie des Fußballs sprechen.

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