LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor . Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Das spart Zeit

betr.: „Alter Trollinger in neuen Schläuchen“, taz vom 4. 8. 16

Hurra! Wir fürchteten schon, es würde auch diesmal niemandem auffallen, dass wir vor jeder Wahl einfach unser altes Wahlprogramm wieder hochladen. Statt uralte Thesen vor jeder Wahl in neuen Sätzen wieder aufzuwärmen, wie das bei den herkömmlichen Altparteien üblich ist, verwenden wir das alte Programm einfach immer wieder. Das spart Zeit, schont die Umwelt und vermittelt den Wählern Stetigkeit in sich wandelnden Zeiten.

Was die Rechten angeht: Nun ja, wir tun, was nötig ist und streiten uns auch schon mal vor Gericht mit ausgemusterten Lobbyisten. Doch würden wir uns nur mit Bekloppten beschäftigen, käme selbst uns irgendwann der Trollinger wieder hoch.

In diesem Sinne: Prost! Dirk Fleischmann,Die PARTEI Berlin

Endlich wieder legal

betr.: „Urlauben bei Eigentümern“, taz vom 10. 8. 16

Endlich ist das Gesetz gegen Ferienwohnungen gekippt worden! Wir haben für die Familien unserer Tochter und die Familie unseres Sohnes, die in anderen Städten leben, eine Eigentumswohnung gekauft. Die ETW wird von beiden Familien genutzt, wenn sie zu uns nach Berlin kommen. In der Zwischenzeit haben wir die Wohnung oft an Feriengäste vermietet, um wenigstens das Wohngeld etwas abzumildern. Dies wurde uns laut Gesetz zwischenzeitlich quasi verboten. Endlich dürfen wir unsere Wohnung wieder legal vermieten. Kurt Scheibert, Berlin

Wir wurden alleingelassen

betr.: „Flüchtige Hilfe“, taz vom 6. 8. 16

Wie in allen Artikeln über die „LAGeSo-Krise“ wird auch in der taz zentral über die durchaus lobenswerte Arbeit der Ehrenamtlichen am Beispiel von „Moabit hilft“ berichtet. Wie in allen Artikeln kommen die Mitarbeiter des LAGeSo aber faktisch nicht vor.

Alle KollegInnen in allen Abteilungen haben das ganze Jahr 2015 und weit ins Jahr 2016 hinein unter dramatischen Umständen weit über ihre Kräfte hinaus gearbeitet, haben teilweise das Fünffache ihrer gesetzlich erlaubten Überstunden angehäuft und haben unter dem permanenten Bashing aller Berliner Medien massiv zu leiden gehabt. Dabei ist der Krankenstand unter dem Durchschnitt der anderen Berliner Behörden geblieben.

Nur dem außerordentlichen Einsatz der LAGeSo-Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass wir mittlerweile in der Lage sind, so gut wie alle individuellen Termine von Antragstellern zu bearbeiten, nur noch Einzelfälle müssen terminiert werden.

Wir stellen uns hinter die Kritik der taz an den politischen Kräften, die es, sei es aus Unvermögen oder aus Kalkül, nicht schafften, auf die katastrophalen Zustände in der Turmstraße zu reagieren. Ebenso hat sich nie ein politischer Verantwortlicher vor uns gestellt, um uns vor Angriffen zu schützen: Wir Mitarbeiter fühlten uns von allen allein gelassen. Die momentane Situation an den Standorten des LAF gestaltet sich wesentlich positiver als in dem Artikel dargestellt wird. Positive Nachrichten könnten ja auch für die taz Nachrichten sein. Marco Olbrich, Nurda Tazegül, Betriebsgruppe ver.di im LAF

Schon sind die Jungs böse

betr.: „Mehr Baggerfahrerinnen bitte“, taz vom 30. 7. 16

Liebe Susanne Messmer, dein Gender-Praxis-Problem passt zu der frustrierten Beschwerde eines US-Journalisten über den neuen US-Blockbuster „Ghostrider“, Remake 2016, wo jetzt mal Frauen die Starrollen besetzen. „Die Schwarze sieht aus wie ein Affe …“, schimpft er. Da passt mal was nicht ins männliche Beuteschema und schon sind die Jungs böse. Dass die Frauen mehr können, als die alten Männer glaubten, beweist die Steigerung der TU-Berlin Studentinnenquote von von circa 12 Prozent im Jahr 1971 auf heute immerhin 47 Prozent.

Neulich habe ich im TV Wolfgang Petersens „Troja-Schlachtenepos“ von 2004 gesehen und bin nur drangeblieben, weil ich die Szene mit Penthesilea, der Amazonenkönigin sehen wollte. Aber die kam gar nicht, weil sich das wohl nur Heinrich von Kleist ausgedacht hatte. Ich wünsche mir dringendst einen Amazonen-Epos-Film, der so gut recherchiert ist, dass der historische Kern eine Chance bekommt und wir Frauen sehen können, die – wie wir auch – wenn es nötig ist, kämpfen können. Die Geschichte der Amazonen ist etwas ganz Besonderes. Sie haben über 300 Jahre lang eine wunderbare Kultur vom ostasiatischen Raum bis nach Mazedonien entwickelt, die den kriegerischen Einsatz nur zur Selbsterhaltung vorsah, dafür aber Stadtstaaten mit sehr prosperierender Kultur hatten – anders als das patriarchale System, das letztlich die Amazonen besiegte. Ich kann dich nur unterstützen, mit deiner Tochter zu dem Seifenkisten-Bau-Workshop ins Technik-Museum zu gehen. Delphine Scheel, Berlin