LESERINNENBRIEFE
:

Brisante Themen nicht verschlafen

■ betr.: „Copy Paste reicht nicht“, taz vom 11. 12. 12

sehr geehrte frau winkelmann, dass die deutschen friedensforschungsinstitute keineswegs brisante themen wie rüstung/rüstungsexport, afghanistan oder arabellion verschlafen haben, können Sie allein an dem „flaggschiff“ der fünf namhaften friedensforschungsinstitute, dem jährlichen „friedensgutachten“, ablesen. in den letzten fünf jahren waren die schwerpunkte: 2008 „sicherheit durch hochrüstung? machtpolitik und alternativen“ (mit zwölf beiträgen), 2009 „wie beenden wir kriege?“ (mit zwölf beiträgen), 2010 „brennpunkt afghanistan“ (allein dazu sechs beiträge), 2011 „aufbruch in der arabischen welt“ (ein spotlight mit drei zusätzlich aufgenommenen beiträgen) und 2012 ein kapitel „nach dem arabischen frühling – wie weiter?“ (mit sechs beiträgen, unter anderem zu libyen, syrien und ägypten).

es ist mir schleierhaft, wie Sie zu Ihrem befund kommen, die deutsche friedensforschung sei träge und habe brisante themen verschlafen. das gegenteil lässt sich nicht nur am friedensgutachten ablesen, sondern auch an den vielen publikationen aus den fünf instituten INEF, IFSH, HSFK, FEST und BICC – das zuletzt genannte hat an dem jüngsten rüstungsexportbericht der kirchen maßgeblich mitgearbeitet. Verraten sei Ihnen, dass das thema rüstung im nächsten friedensgutachten erneut prominent und facettenreich behandelt wird: neue waffentechnologien, rüstungswirtschaft, rüstungslobby und rüstungsexporte sind nur vier beispiele für insgesamt zwölf geplante beiträge. Das buch erscheint anfang Juni 2013. Ich würde mich freuen, wenn Sie darüber einmal in der taz berichten würden. ich glaube, es wäre ein novum. MARGRET JOHANNSEN,

Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik

an der Universität Hamburg

Ein Fragezeichen fehlt

■ betr.: „Menschenrecht auf Pyrotechnik“, „Kontrollwahn voll entbrannt“, taz vom 11. 12. 12

Noch nicht einmal ein Fragezeichen steht hinter diesem Titel, der mir unbegreiflich ist. Ein „Menschenrecht“ auf das Abbrennen dieser extrem gefährlichen Bengalos soll es geben? Keinerlei Kritik an diesen ignoranten, hirnverbrannten „Fans“, die Gesundheit und – jawohl! – auch das Leben der anderen Menschen gefährden und die ihren Mitmenschen, die lediglich den Sport genießen wollen, das Leben schwer machen. Andreas Rüttenauer regt sich vielmehr über „Sicherheitsapologeten“, „Sicherheitsfanatismus“ und „Kollektivbestrafungen“ auf und nennt das Ganze „Kontrollwahn“. Ist es denn wirklich so unwahrscheinlich, dass Funkenflug tatsächlich einen Zuschauer, der mit einer leicht brennbaren Kunststoffjacke bekleidet ist, in Brand setzen könnte? Nein, diese Typen müssen aus dem Stadion raus und dürfen auch auf der Straße nicht ihr „Recht“ auf Pyrotechnik ausüben. VERA HUFNAGEL-CARL, Düsseldorf

Ein bisschen wie Herr Wulff

■ betr.: „Sensation: Steinbrück Sozialdemokrat“ taz vom 10. 12. 12

Die Wahl der SPD-Mitglieder sagt zum Glück gar nichts darüber, ob Steinbrück bei der Bundestagswahl gegen Frau Merkel bestehen wird. Er tritt ein bisschen wie Herr Wulff auf: Anfangs tosender Beifall, dann die Erkenntnis: Steinbrück kocht mit weniger als Wasser und macht sich vor allem durch seine Nebeneinkünfte bekannt. Als Kandidat der SPD nichts, was dies erkennen ließe.

IMME KLEE, Hamburg

Schienenfahrzeuge statt Autos

■ betr.: „Opel-Schock am Montagmorgen“, taz vom 11. 12. 12

Man stelle sich vor, ab morgen hätten wir Frieden auf der ganzen Welt und alle Arten von Waffen würden nicht mehr gebraucht: Die Stilllegung der Produktion hätte Massenarbeitslosigkeit zur Folge und würde uns in eine Katastrophe stürzen, denn jeder Arbeitsplatz, der verloren geht, ist einer zu viel. Jeder? Diese Frage sollte uns grundsätzlich beschäftigen, aktuell erst mal bei der Autoproduktion. Schienenfahrzeuge statt Autos! Pflugscharen statt Schwertern!

DIETER STOMPE, Erfurt

Bemerkenswerte Perversitäten

■ betr.: „Flache neue Welt“, taz vom 11. 12. 12

Es ist doch immer wieder bemerkenswert, welche Perversitäten in unserem kapitalistischen System im Dienste der ständigen Mehrwertsteigerung entwickelt werden. Bringt doch in dieser Ausführlichkeit auch mal einen Artikel über die Weltanschauung und Lebensform der Minimalisten oder der Equilibristen.

FRANZ FURKERT, Preetz

SPD doch wieder neoliberal

■ betr.: „Milchpulver und Drogengelder“, taz vom 12. 12. 12

Am Sonntag gab sich die SPD auf dem Parteitag sozialdemokratisch. Gerade zwei Tage danach ist sie wieder neoliberal: Zustimmung zu einem EU-Freihandelsvertrag mit Kolumbien und Peru, der europäischen Firmen Gewinne auf Kosten der Lebensgrundlage von ca. 500.000 südamerikanischen Bauern in Aussicht stellt und die miserablen Arbeitsbedingungen der Bergwerkarbeiter in Kauf nimmt. ARTUR BORST, Tübingen