„Hoffnung hält mich am Laufen“

Vor vier Monaten floh Robert aus Kenia. Er hat seine alte Heimat verlassen. Hat er eine neue gefunden?

Warum bist du geflohen?

Meine Mutter wurde umgebracht, weil in meiner Heimat ein religiöser Krieg herrscht. Wir sind Christen und sollten zum Islam konvertieren. Damit waren wir nicht einverstanden.Ich kannte jemanden, der sich um mich gekümmert und mir dann ein Flugzeugticket direkt nach Deutschland gebucht hat.

Warum Deutschland?

Der Mann, der auch mein Ticket gekauft hat, sagte mir, ich solle nach Deutschland gehen.

Bist du mit dieser Entscheidung zufrieden?

Ja. Wobei: Ich hatte auch keine andere Wahl.

Was waren deine ersten Gedanken, als du nach Deutschland kamst?

Ich habe gar nichts gedacht, weil mein Kopf so voll war von verrückten Gedanken.

Fühlst du dich hier sicher?

Ja, sehr sicher. Ich habe lange Zeit in meinem Leben damit verbracht, vor anderen wegzurennen. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie mich beim nächsten Mal kriegen würden. Aber jetzt fühle ich mich frei. Und ich habe das Gefühl, dass niemand mehr hinter mir her ist.

Hast du in Deutschland jemals Rassismus erlebt?

Ich bin seit ungefähr vier Monaten hier, und bis jetzt habe ich noch keine Art von Diskriminierung erlebt. Es gibt natürlich Leute, die nicht nett zu mir sind. Neben meiner Unterkunft ist zum Beispiel ein Büro, und es gibt dort eine Frau, der man an ihrem Gesichtsausdruck ansieht, dass sie keine gute Person ist.

Du hast in den letzten Jahren sehr viele schlimme Sachen erlebt. Hat dich dies bezüglich deiner Einstellung gegenüber anderen Menschen verändert?

Ich sehe die Dinge inzwischen ganz anders. Vertrauen ist nichts, was ich leicht hergebe. Schon sehr vielen Menschen in meinem Leben habe ich vertraut. Sie haben mich alle enttäuscht. Ich hatte in Kenia auch nie die Chance, auf eine gute Schule zu gehen. Aber jetzt habe ich die Möglichkeit, Deutsch zu lernen und mich zu bilden.

Wie unterscheiden sich Deutschland und Kenia?

In Kenia kann man nicht einfach irgendwohin laufen, wo man gerade möchte. Es gibt Orte, an die man nicht gehen darf. Hier kann man tun, was man will, und keinen interessiert es, solange man niemandem im Weg steht. Ich denke, dass Deutsche sehr viel Spaß haben. Ihr habt hier eine sehr spaßige Lebensart.

Bist du glücklicher, seitdem du hier bist?

Ich glaube nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde verrückt. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich bin hier ganz alleine und weiß auch nicht, wo mein Leben hinführen soll. Ich hoffe einfach. Hoffnung ist das, was mich am Laufen hält. Ich hoffe – aber ich habe keine Ahnung, was kommen wird.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich möchte nur das Beste für mich und das Beste für alle um mich herum. Im Moment lerne ich noch die Sprache, aber ich möchte unbedingt Architektur studieren. Das ist mein Traum.

Denkst du, dass du vielleicht eines Tages wieder in deine Heimat zurückkehren kannst?

Kenia ist mein Zuhause. Aber ich will trotzdem in Deutschland leben, auch wenn die Umstellung sehr schwer ist. Veränderung ist immer schwierig.

Glaubst du, dass Deutschland mehr tun könnte für Geflüchtete?

Ich denke, dass Deutschland das ziemlich gut macht. Es gibt so viele Flüchtlinge mit so unterschiedlichen Problemen. Aber alle wissen, dass Deutschland ein guter Platz ist.

Das Gespräch führten Hannah Häger, Sara Hueber und Emile Hanau