Mathematischer Unsinn

betr.: „Quadratur des Kreises? Ja bitte“, Interview mit Fritz Kuhn, taz vom 7. 10. 05

„Quadratur des Kreises? Ja bitte.“ So kommt der Topmanager der Grünen daher und sagt: „Die Union hat mehr Sitze im Bundestag, und da kann sie den Anspruch auf die Kanzlerschaft stellen.“

Aber erstens ist es so einfach eben nicht: Denn „die Union“ gibt es nicht. Oder warum erlaubt es sich der Bundestag, zwei Stiftungen zu unterstützen, die Hans-Seidel-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung? Warum gibt es zwei eigene Pressestellen und warum bilden CDU und CSU nur eine Fraktionsgemeinschaft usw. usw.?

Und zweitens ist diese Hilfestellung für die CDU verständlich. Im Kuhn zugeordneten Wahlkreis Heidelberg hat er in seinem Wahlprospekt direkt für seine Erststimme, also für das CDU-Direktmandat, geworben, vielleicht ein wenig aus Eitelkeit, vielleicht wegen seines schlechten Gewissens, sich nicht um den Wahlkreis gekümmert zu haben.

Jedenfalls hat er auf diese Weise die CDU-Fraktion im Bundestag um ein Überhangmandat vergrößert. MdB Lothar Binding, der seit 20 Jahren für rot-grüne, für sozialökologische Politik in Heidelberg steht, fehlten durch diese Verwirrung 563 Stimmen zum Direktmandat. So gesehen, wird mathematischer Unsinn „Quadratur des Kreises? Ja bitte“ politisch verständlich. ELISA KRAUCH, Heidelberg