Kindsköpfe
: Gruß an Erwachsene

Hamburger Soundtrack

von Nils Schuhmacher

Musik von Kindern für Erwachsene – da fällt einem manches ein: Zum Beispiel Heintje und die Jackson 5, dann kommen schon The Teens und The Shorts. Ein Grenzfall ist Helge Schneider, weil ihn manche Zeitgenossen in der herrlich dummen Rubrik „Kindskopf“ einsortieren. Aber die Künstler, auf die er hier trifft, die möchte man ihm genauso ersparen wie allen anderen auch. Es sind Gruppen, die Textzeilen verantworten wie: „Ich bin nur ein armer Clown und heiße leider Hans“ und die selbstverständlich „Ihre Kinder“ heißen. Dann schon lieber „Meine Eltern“, eine Vorgängerband von Tocotronic.

Eltern, die für Kinder musizieren, sind hingegen rar. Es gibt bis heute nur Rolf Zuckows­ki. In seiner Nähe (und auch auf einem von ihm gegründeten Label) finden sich allerdings Deine Freunde (28. 8., Stadtpark Freilichtbühne), die sich ursprünglich auch Rolf Zuckopfnicks nennen wollten. Eltern sind sie zwar nicht, aber Erwachsene. Und ihre im vergangenen Jahr erschienene Platte heißt selbstredend „Kindsköpfe“.

Interessant ist vielleicht, dass das Trio nicht in den Welten des geklampften Songs zu Hause ist, sondern freundlichen Hip-Hop macht. Mit dem Ende der Prä-Adoleszenz kann das Ex-Kind dann genre-intern wechseln: etwa zum netten Panda-Rapper Cro, der sich noch nicht entschieden hat, ob er gerade nicht mehr oder tief innen drin doch noch „Kindskopf“ ist.

Der Weg ins Alter führt aber durch Minenfelder. Und deren Abriegelung sollte besser auch mal ignoriert werden, wenn man was werden will im Leben. In der im Hip-Hop gepflegten Kultur selbstverständlicher Männlichkeit sollte es vielleicht nicht enden, denn die passt ja zu gut zum Normalzustand.

Dann schon lieber eine schöne Selbstentblätterung von musikalischen Grenzgänger(innen) wie K.Flay (1. 9., „MS Stubnitz“). Hier lernt man nicht nur, wie sich Rap, Low-Fi-Pop und verträumter Radio-Hit miteinander vermengen lassen, sondern auch, wie zerrissen und ungenau es sich manchmal anfühlt, sich zurechtfinden zu müssen. Und dass es sich lohnt. Als schöner Gruß an die Erwachsenen.