Demos gegen Türkei-Putsch

Reaktionen Türkische EinwanderInnen sind in Sorge über die Folgen des Putschs

Nach dem schnellen Ende des Militärputschs in der Türkei versammelten sich am Samstagnachmittag in Berlin Hunderte Türkeistämmige vor der türkischen Botschaft. In einem Meer aus Flaggen in den Nationalfarben riefen sie „Raus mit den Feinden, die sich im Land verstecken!“ und sangen die türkische Nationalhymne. Viele Frauen trugen Kopftuch, Männer T-Shirts oder Fahnen mit Erdoğan-Konterfei. Aufgerufen zu der Versammlung hatte die Türkische Gemeinde Berlin.

In der Nacht zum Samstag hatten Militärs in der Türkei versucht, die Macht an sich zu reißen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte den Putsch am frühen Morgen für gescheitert. Bereits in der Nacht hatten sich rund 3.000 Menschen vor der Botschaft versammelt. „Es geht hier nicht um für oder gegen Erdoğan“, sagt Saim Babasoy, der schon nachts vor der Botschaft war und am Samstagnachmittag noch einmal gekommen ist. „Es geht um Demokratie und Gerechtigkeit und darum, dass sich Probleme nicht mit Gewalt lösen lassen.“

Die ganze Nacht wach

In Selim Adanurs Kreuzberger Frisörsalon läuft am Samstag der Fernseher. Adanur hat in der Nacht mit seinem Vater und seinem Bruder in Bursa telefoniert, der viertgrößten Stadt der Türkei. „Sie waren auf der Straße“, berichtet er aufgeregt. „Da haben Armee und Polizei aufeinander geschossen. Ich bin nicht sehr für Politik, aber mein Herz ist in meinem Land.“ Erdoğan sei demokratisch gewählt. „Er hatte das Recht, so zu handeln“, so Adanur.

Im nahen Zeitungskiosk hat Erkendi Yasin dunkle Ringe unter den Augen. Er war die ganze Nacht wach. „Ich hatte gehofft, Erdoğan kommt endlich weg.“ Nun werde alles nur noch schlimmer, seufzt er, vor allem für die Minderheiten in der Türkei wie etwa Aleviten und Kurden. (dpa)