LeserInnenbriefe
:

taz.nord | Stresemannstraße 23 | 22769 Hamburg | briefe@taz-nord.de | www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Ein Skandal!

betr.: „Einer, der von Amerika träumt“, taz.nord vom 12. 8. 16

Das ist ein Skandal. Warum werden Kinder von „Hartz-Eltern“ immer noch grundsätzlich benachteiligt? Gibt es nicht prinzipielle Ausnahmeregelungen oder die Möglichkeit der „Einzelfallprüfung“? Die aktuelle Stellungnahme des zuständigen Ministerium zum Fall Maks Awuah wäre interessant.

HANS ROTHKEGEL, Hamburg

Absichtliche Provokation

betr.: „Mit Rüstung und Hakenkreuz“, taz.nord vom 9. 8. 16

Als langjähriger Reenactor, selbständiger Reenactmentbedarfshändler und nicht zuletzt Veranstalter von frühmittelalterlichen(Kampf-)Veranstaltungen lese ich den Artikel mit Entsetzen. Ich denke auch, dass jeder, der sich den Schild in der bekannten Weise bemalt, weiß, was er da tut. Auch ohne zu wissen, wer sich unter dem Helm versteckt, würde ich dem Darsteller eine absichtliche Provokation unterstellen. Mein Hauptargument ist, dass diese Schildbemalung in keinster Weise historisch korrekt oder auch nur an bekannte Abbildungen von Schildbemalungen angelehnt und somit bewusst provokant gewählt ist. Der Darsteller hatte die freie Motivwahl und entschied sich nun einmal für diese, der neuen Rechten zuzuordnenden Gestaltung. Dies ist nicht zu tolerieren, auch wenn das Symbol selber nicht auf dem Index steht. Aus diesen Gründen hätte ich als Veranstalter diesen Schild auf dem Schlachtfeld nicht zugelassen und in jedem Fall das Gespräch mit dem Darsteller gesucht.

Ich finde es aber zutiefst befremdlich, aus diesem Vorfall eine Tendenz für die gesamte deutsche oder sogar europäische Frühmittelalterszene festzustellen. Wer solche Behauptungen aufstellt, kennt die Szene in keinster Weise. In der sogenannten Wikingerszene spiegelt sich ein Querschnitt der Gesellschaft wieder. Ich würde sogar so weit gehen, dass gerade durch den hohen Bildungsstand der Reenactor und Handwerker, die Tendenz in der Szene in Richtung Weltoffenheit und Toleranz geht. Wenn man dieser Szene angehört, geht es nicht nur um die Äußerlichkeiten, die das Reenacmenthobby mitbringt.

Es geht nicht nur darum, im Wettbewerb beim Fechten zu gewinnen oder rauschende Feste zu feiern. Die allermeisten Reenactor, die ich in meiner Zeit als mittlerweile fest verwurzeltes Mitglied dieser Szene kennengelernt habe, leben nach einer Art gesellschaftlichem Kodex. Das soziale Miteinander, die Unterstützung in schweren Lebenslagen und der Austausch unter den vielen Kulturen und Nationen sind wichtige Bestandteile des Lebens in der Szene. Gerade das Gemisch aus den vielen Nationen, die zusammen „Living History“ oder „Reenactment“ betreiben, ist – neben dem Rekonstruieren der damaligen Lebensweise – das, was unser Hobby so interessant macht. Außerhalb ihres Hobbys engagieren sich viele politisch und sozial. Die Szene braucht und lebt ein offenes Europa. Es gibt Freundschaften von Russland bis Großbritannien und von Norwegen bis Spanien. Grenzen spielen da keine Rolle. TOBIAS MOLZ, Köln