Zu wenig Aufklärung über sexuelle Gewalt in Hamburg

KINDERSCHUTZ Internet-Chaträume sind ein neuer Tatort für sexualisierte Gewalt geworden

Zum heutigen UN-Gedenktag „Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen“ hat die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete der Linken Kersten Artus vor den Gefahren sexualisierter Übergriffe im Internet – dem so genannten Cyberbullying – gewarnt. Im Zeitalter der Chaträume und Web-Kameras sei laut Studien schon jede zweite minderjährige Chatterin aufgefordert worden, sexuelle Handlungen vor der Kamera zu begehen. Aber nur neun Prozent der Kinder und Jugendlichen redeten darüber, die Politik habe diese Entwicklung bislang kaum zum Thema gemacht.

Artus forderte zugleich die Ausweitung eines Präventionsprojektes für Mädchen, dass die Beratungsstelle Allerleirauh an Hamburger Schulen für Acht- bis Zehntklässlerinnen anbietet. Die Mädchen sollen hier lernen, sexuelle Grenzverletzungen überhaupt wahrzunehmen, „Nein“ zu sagen und sich Hilfe zu organisieren, wenn sie sexuelle Gewalterfahrungen gemacht haben. Meistens blieben Mädchen mit diesen Erlebnissen allein, sagt die Allerleirauh-Mitarbeiterin Christa Paul. Sie schweigen aus Scham und Verunsicherung oder werden von ihrem Umfeld alleingelassen, das ihre Hilferufe nicht deuten kann.

„Wichtig ist dabei die Botschaft, dass kein Mädchen Schuld daran hat, sexueller Gewalt ausgesetzt zu sein“, nennt Paul ein Ziel des Projekts, das an zehn Hamburger Schulen stattfindet. „Viel zu wenig“, findet Kersten Artus: Die Befassung mit diesem Thema im Unterricht müsste „verbindlich“ sein. MAC