Porträt
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Erstmals olympisch: Bogenschütze Florian Floto Foto: dpa

Nach Rio mit Pfeil und Bogen

Normalerweise läuft es so: Gelingt es einem Athleten, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, gibt es kein Halten mehr. Die Emotionen sprudeln über, und außer sich umarmt so ein Glücklicher alle jene Menschen, denen er in solchem Moment begegnet. Bei Florian Floto lief es ein bisschen anders ab. Natürlich spürte auch der am 23. Juni die Endorphine in seinen Adern: Da hatte er sich in der nationalen Ausscheidung das einzige deutsche Olympia-Ticket für die männlichen Bogenschützen gesichert.

Der 28-Jährige vom Braunschweiger Schützenverein „Querum“ war allerdings recht zügig dazu in der Lage, über die Gesamtsituation zu reflektieren: Mit nur einem Punkt Vorsprung hatte er sich gegen seinen Freund Florian Kahllund (Fockbek) durchgesetzt. Der wiederum war im Sommer 2015 bei den Weltmeisterschaften in Kopenhagen Sieger des Quotenplatz-Turniers geworden. Und hatte damit dem Deutschen Schützenbund (DSB) einen Startplatz bei den Spielen in Rio de Janeiro gesichert.

„Es wäre sein Platz gewesen“, sagte Floto der Internetseite „RegionalSport“. Zumal sich ja auch noch Kahllunds Freundin, Lisa Unruh aus Berlin, das einzige Bogenschützinnen-Ticket nach Rio geholt hat. Ein Gespräch unter Freunden soll dann dafür gesorgt haben, dass Floto am Ende nicht mit leicht schlechtem Gewissen nach Brasilien reiste.

In Rio hält er sich schon seit Ende Juli auf, zwecks Akklimatisierung. Die ersten Pfeile im olympischen Wettbewerb hat er am Freitag bereits auf die 70 Meter entfernte Zielscheibe geschossen – mit einer Geschwindigkeit von bis zu 225 Kilometern die Stunde. Unter 64 Teilnehmern der Vorrunde wurden dabei die Teilnehmer der Finalrunde ermittelt. Jeder Starter schoss zweimal 36 Pfeile ab, Das Treffen des inneren Kreises bringt zehn Punkte. .

Mit 677 Punkten zog Floto als elfter in die Finalrunde ein. Heute Nachmittag, 14 Uhr deutscher Zeit, startet die Hauptrunde der Einzelwettbewerbe. Zu den Favoriten auf eine Medaille zählt Floto nicht unbedingt: In Rio kommen die Konkurrenten ja auch aus Ländern wie Südkorea, wo Bogenschießen Volkssport ist. Die Top-Athleten dort sind Nationalhelden, und seit 1972, als das Bogenschießen Teil des olympischen Programms wurde, haben Südkoreas Athleten 19 Goldmedaillen im Einzel und mit der Mannschaft gewonnen.

Floto, der bogenschießt, seit er acht Jahre alt ist, ist das erste Mal bei den Olympischen Spielen dabei. Er spricht vom „I-Tüpfelchen auf meiner sportlichen Karriere. Im Finale kann alles passieren, da kann auch ein Außenseiter noch ganz vorne dabei sein.“ GÖR