Wer jagt, gewinnt

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen will zur Staatsjagd blasen – wie einst Erich Honecker

Kritik ob ihrer Waidmannslust sieht sich die schleswig-holsteinischen Landesregierung ausgesetzt. Auf die bereits weit gediehenen Pläne, eine Staatsjagd einzuführen, reagierte die Opposition teils mit Kopfschütteln (Grüne), teils mit einer kleinen Anfrage. Die stammt aus der Feder von FDP-Politiker Günther Hildebrand: Er bezweifelt die Sinnhaftigkeit des Vorhabens, im November zum offiziösen Hallali mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) an der Spitze und rund 200 Promi-Gästen im Gefolge zu blasen.

Tatsächlich ist die Kulturtechnik der Staatsjagd selten geworden – und erscheint manchem als befremdlich. Momentan gilt das britische Königshaus als Hauptanbieter. Ihre Blütezeit erlebten sie im 17. Jahrhundert, als sie zum mit Abstand beliebtesten Mittel der Repräsentation an den europäischen Fürstenhöfen avancierten. Sichtbares Zeugnis davon: Die zahlreichen Jagdschlösser.

Tempi passati? Für den agrarpolitischen Sprecher der FDP zumindest stellt sich vor allem die Frage, was die Hatz „die schleswig-holsteinischen Steuerzahler kostet“. Und welche Vorteile sie dem Lande bringe.

Zeithistoriker können da eine günstige Prognose abgeben – wenn sich der passionierte Wildtöter Carstensen (CDU) und sein Kabinett an den richtigen Vorbildern orientieren. So waren die als „Wildschlächtereien“ verschrienen Staatsjagden, zu denen Staats- und Parteichef Erich Honecker (SED) bis 1989 in die Schorfheide lud, ausgesprochen ergiebig. Zwar verursachten sie jährlich Kosten in zweistelliger Millionenhöhe. Doch gesamtwirtschaftlich sorgten sie für ein dickes Plus. Ursache: Die kluge Auswahl der Teilnehmer. So sicherte allein die Staatsjagd des Jahres 1983 den Fortbestand der DDR über sechs Jahre. Denn damals revanchierte sich der verewigte bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß (CSU) für die ehrenvolle Einladung mit einem kostengünstigen Milliarden-Kredit. bes