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PolitikDonata Künßberg sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt
Die seit Wochen laufende Mobilisierung gegen die Verdrängung von HG aus seinem Wohn- und Wirkungsraum in Kreuzberg läuft ihrem traurigen Höhepunkt entgegen: Für den kommenden Dienstag wurde HG, dem Betreiber des Gemischtwarenladens für Revolutionsbedarf M99, in der Manteuffelstraße 99 die Räumung angekündigt. Um 9 Uhr morgens ist eine Gerichtsvollzieherin mit Polizeiunterstützung am Laden, in dem HG auch wohnt, zu erwarten. Die Plakate, die Unterstützer*innen für HG mobilisieren sollen, zeigen ihn auf rotem Grund in seinem Rollstuhl sitzend und verkünden kämpferisch „HG/M99 bleibt – Zwangsräumung verhindern“. 15.000 Flyer wurden laut Bündnis „Zwangsräumung verhindern“, das den Protest für HG organisiert, in Berlin verteilt. Bis zum angedrohten Räumungstermin am Dienstag werden fast täglich Kundgebungen und Infoveranstaltungen in Solidarität mit HG stattfinden. Am Donnerstag ab 19 Uhr geht es los mit der nächsten Etappe der Marathonkundgebung vor dem M99. Ein Aktionstreffen explizit auch für „Jugendliche und unorganisierte (junge) Leute“ bietet die Antifaschistische linke Jugend am Samstag an: Diskutiert werden soll, „was am Tag der Räumung Sinn machen könnte“. Wer sich hier einbringen möchte, erscheine um 18 Uhr im Bandito Rosso in der Lottumstraße 10a.
Am Sonntag folgt die Kiezdemo „HG/M99 bleibt! Wir bleiben Alle!“, die neben der Solidarität mit HG auch aufzeigen will, dass hohe Mieten und Verdrängung Probleme für viele Menschen darstellen. Die Initiative Bizim Kiez, die sich im letzten Jahr gegen die Verdrängung von MieterInnen und Projekten aus dem Kiez gegründet hat, schreibt im Aufruf: „Schließt euch an: Zeigt, dass ihr nicht damit einverstanden seid, dass ein behinderter Mensch dafür bestraft wird, dass er sich außerhalb der Versorgungssysteme ein unabhängiges und autonomes Leben eingerichtet hat.“ Um 16 Uhr startet der Demozug am Heinrichplatz.
Am Montag findet ein Blockadetraining ab 18 Uhr vor dem M99 statt. Am Dienstag Morgen um 8 Uhr heißt es dann tatsächlich: „Zwangsräumung vom HG/M99 verhindern!“. Die Forderung und der Wunsch für diesen Tag sind denkbar einfach: „Wir wollen, dass HG in seinem Laden und in seiner Wohnung bleiben kann.“
Entweder „um zu feiern oder um unserer Wut Ausdruck zu verleihen“, geht am Dienstagabend auf die Straße. Gemäß der Weisheit „Gemeint sind wir alle!“ soll neben HG auch für all die anderen von Verdrängung bedrohten Mieter*innen und Projekte demonstriert werden. „Demo zur HG/M99 Räumung“ ab 18.30 Uhr am Kottbusser Tor.
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