guten tag, auf wiedersehen von WIGLAF DROSTE
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Nun ist das kleine, dicke Tierchen mit dem Charisma eines Zementsacks doch Kanzler geworden, aber niemand ist froh. Unsere Rechten sind nicht glücklich, weil es mit ihrem großmäulig angekündigten konservativen Kultur- und Wertewandel doch nichts wird und die „geistig-moralische Wende“, die Helmut Kohl einst beschwor, sich als nicht reanimierbar erweist. Auch das Merkel selbst jagt denen, die es installierten und es sich und anderen als „Angie“ schönschrien, nun Angst ein. Will man das wirklich Tag für Tag ankucken und ertragen müssen, jahrelang?

Der gemeine Konservative hat Ohren und Augen, aber keinen Charakter; deshalb spricht er von „mangelnder Richtlinienkompetenz“, wenn er ganz simpel lahmes Mumpftimbre, naturbelassene Templiner Provinztrampeligkeit, Schlupflider, Hängebacken, Sitzsackfigur, pfäffisch angelernte Bräsigkeit und Mundwinkel des Grauens meint.

Doch auch Menschen, die von der asozialen, verlogenen Sozialdemokratie, ihrem prolligen Chefschreihals Schröder und seinen Fellow Travellers, den Mache-alles-mit-Grünen genug hatten, bekommen das Flattern und wollen in Schröder nun doch kleingeistig das kleinere, das Merkel vorzuziehende Übel entdecken. Sie vergessen das Beste: Schröder ist weg, und das ist gut. Einer der nach Wolfgang Clement größten Widerlinge der deutschen Nachkriegsgeschichte wird ins Zivilleben entlassen. Warum diesem Mann nachtrauern? Für was? Dafür, dass er im Fernsehn, den Ehrenwort-Stil Uwe Barschels aufwärmend, beteuerte, wie sehr er seine Frau Doris doch liebe? Könnte er ihr das, wenn es denn wahr wäre, nicht einfach privat sagen, zeigen oder gestehen?

Der Wunsch zu strafen wird mir täglich ferner, doch was Gerhard Schröder zu Hause erwartet, das gönne ich ihm von Herzen. Nur einen Wunsch möchte ich äußern: Nehmen Sie bitte Ihren Müll mit, Herr Schröder – all die Schranzen und Speichellecker, die Sie sich in den letzten Jahren heranzüchteten, und die, in dem sie Ihnen öffentlich zum Munde schrieben, die Zeitungen vollends auf den Hund brachten. Wo immer Sie hingehen, vergessen Sie bitte nicht, Joachim Lottmann, Michael Rutschky, Peter Schneider und all die anderen Hakle Feuchts des Gewerbes mitzunehmen oder zu entsorgen.

War sonst noch was? Ist irgendetwas passiert? Angela Merkel ist die ideale Projektionsfläche für alles, was die Deutschen an sich selbst nicht leiden können. Das spricht für eine lange, zähe Kanzlerschaft – in unentschiedener Hassliebe sind die Deutschen gut. Wer sich über Merkels Anwesenheit ärgern oder grämen will, mag das tun – muss dann aber aufpassen, dass er dem Objekt seines Grimms nicht ähnlich wird. Dunja Funke, Dramaturgin am Deutschen Nationaltheater in Weimar, hat einen Weg gefunden, mit Angela Merkel fertig zu werden, und schreibt: „Wenn man sie auf den Kopf stellt, dann lächelt sie sogar richtig überzeugend.“

Das ist die Lösung: Angela Merkel von den Füßen auf den Kopf stellen und ihr Gesicht in der Zeitung, der Illustrierten und dem Fernsehn nur noch kopfüber zeigen. So wird Deutschland endgültig das Land des Lächelns. Was aber wirklich ein Grund zur Freude ist: Es ist ein Land ohne Schröder.