SZENISCHE LESUNG
: Lust und Pflicht

Es ist ein klassischer Konflikt, den Thomas Mann 1934 in seinem ersten Exil-Roman „Flucht in den Norden“ beschreibt: Die aus bürgerlichem Haus kommende Johanna fühlt sich dem Kommunismus verbunden, flieht vor den Nazis nach Finnland und verliebt sich dort. Bald aber erreicht sie eine Depesche ihre Bruders: Ein Parteifreund ist erschossen worden, Johanna soll sich wieder dem gemeinsamen Kampf anschließen. Schließlich entscheidet sie sich gegen die Liebe und für die Pflicht.

Ein ähnlicher Konflikt kennzeichnet auch das Verhältnis der kritischen Intelligenz zum organisierten Antifaschismus und zur Arbeiterbewegung: Man suchte die Nähe, konnte aber nie ganz auf Linie sein, um ästhetisch und politisch unabhängig zu bleiben. Dem Verhältnis von Kunst und Politik widmet sich nun eine Reihe der „Untüchtigen“: Morgen Abend lesen die Schauspieler_innen Karoline Schuch und Michael Weber aus „Flucht in den Norden“. Zum Abschluss der Reihe soll das spannungsreiche Verhältnis in einer Podiumsdiskussion bilanziert werden.  MATT

■ So, 16. 12., 20 Uhr, Golem, Große Elbstraße 14