Erinnerung an Opfer der NS -„Euthanasie“

VERBRECHEN Ein am Freitag vorgestelltes „Erinnerungsbuch“ der Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht nennt erstmals alle Opfer von NS-Medizinverbrechen in Bremen und Bremerhaven

Das Bremer Staatsarchiv hat am Freitag ein „Erinnerungsbuch“ vorgestellt, das erstmals alle Opfer der nationalsozialistischen Medizinverbrechen in Bremen und Bremerhaven aufführt.

Für die Publikation hat die Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht 822 Namen von kranken und behinderten Menschen recherchiert, die nach der Rassenideologie der Nationalsozialisten als „lebensunwert“ diffamiert und getötet wurden. Das Buch ermöglicht auf 252 Seiten einen Blick auf alle bekannten Opfer der NS-Medizinverbrechen in Bremen und Bremerhaven. und nennt Namen, Orte des Verbrechens sowie Täter, Beteiligte und Zeitumstände.

Um die Menschen zu töten, wurden sie in der Regel in Anstalten außerhalb Bremens gebracht, so nach Wehnen, Lüneburg, Hadamar, Uchtspringe und Meseritz-Obrawalde. Dort wurden sie vergast oder vergiftet. Andere sind verhungert oder an pflegerisch-medizinischer Vernachlässigung gestorben. Individuellen Schicksalen hat Engelbracht mit biografische Skizzen, Fotografien und Dokumente Raum gegeben.

Mit Blick auf die Tötung kranker und behinderter Menschen habe es in der nationalsozialistischen Gesellschaft eine hohe Akzeptanz gegeben, sagte der Leiter der Bremer Landeszentrale für politische Bildung, Thomas Köcher. „Diese Stigmatisierung existiert teilweise heute noch.“ Deshalb müsse die gesellschaftliche Diskussion um „lebenswertes und lebensunwertes Leben“ genau verfolgt werden.

In Deutschland wurden ab 1934 bis zu 400.000 Menschen gegen ihren Willen sterilisiert und mehr als 200.000 Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten ermordet. (epd/ taz)