Betr.: Gang-of-Four-Epigonen

Franz Ferdinand, Maximo Park, Bloc Party, Kaiser Chiefs, Futureheads – die Liste der angeblichen Gang-of-Four-Epigonen ist lang und wird ständig länger. Die momentane Welle erfolgreicher britischer Bands ist nicht denkbar ohne die Vorarbeit, die diese Band vor einem Vierteljahrhundert leistete. Es war die Zeit nach Punk, und Kunsthochschüler wie Gang of Four nahmen das Do-it-yourself-Ethos des Genres auf – ohne die Selbstbeschränkungen allerdings.

Sänger Jon King (vorne links), Gitarrist Andy Gill (Zweiter von rechts), Bassist Dave Allen und Schlagzeuger Hugo Burnham verzichteten weitgehend auf Songstrukturen, schrieben nie Liebeslieder, verloren sich in endlosen Grooves und Rhythmuswechseln, benannten sich nach der chinesischen Viererbande und sezierten in ihren weitgehend melodiefrei vorgetragenen Texten kalt den grauen Alltag ihrer Heimatstadt Leeds, sangen über Geschichtspolitik, Beziehungsökonomie und über Tourismus und Entfremdung. Doch vor allem: Ihr Sound war tight, tight, tight. Nach sechs Alben und diversen Umbesetzungen trennte man sich Mitte der Neunzigerjahre. In ihrem zweiten Leben waren die vier kommerziell entschieden erfolgreicher als Produzenten und Filmkomponisten, mit Beraterfirmen und Web-Unternehmen.

Nun hat die Originalbesetzung, die die beiden ersten, fantastischen und wegweisenden Alben „Entertainment!“ (1979) und „Solid Gold“ (1981) einspielte, wieder zusammengefunden, um einige Auftritte zu absolvieren und eine Auswahl der wichtigsten Songs neu einzuspielen: Diese Neuinterpretationen machen eine Hälfte des Doppelalbums „Return the Gift“ aus, die zweite CD besteht aus eigens eingespielten Coverversionen und Remixen dieser Songs durch Bands wie Ladytron, Dandy Warhols, Hot Hot Heat oder Tony Kanal von No Doubt. THOMAS WINKLER