Der Villa-Bewahrer

Klaus Hübotter hat es wieder geschafft: 100.000 Euro sind zusammen, die den Fortbestand seiner Villa Ichon sichern. Das Bremer Patrizierhaus, malerisch zwischen Stadttheater und Wallanlagen gelegen, funktioniert seit 30 Jahren als selbst finanziertes Kulturzentrum.

Hinter dieser Erfolgsgeschichte steckt der Kaufmann und frühere DKP-ler Hübotter, der kühle Kalkulation mit zivilgesellschaftlichem Engagement verbindet. Als Bauträger hat er viele wichtige Gebäude vor dem Abriss bewahrt und revitalisiert – auch die Villa Ichon. Die Residenz des Theaterdirektors, 1843 gebaut, stand 1968 vor dem Abriss. Hübotter initiierte die Restaurierung. Jahr für Jahr veranstaltet er in den prächtigen Räumen Benefizessen mit 200 Teilnehmern, um die Betriebsmittel der Villa zusammen zu bekommen. Staatliche Subventionen für das linksliberale Zentrum lehnt der gelernte Jurist ab: „Wir wollen unabhängig bleiben.“

Ein Dutzend politischer und kultureller Gruppen nutzt die denkmalgeschützte Villa als dauerhaftes Domizil. Sie alle, ob Amnesty, Friedensforum, Literaturhaus oder Volksbühne, müssen nur Minimal-Mieten zahlen. Der Edel-Italiener im Kellergewölbe schlägt auf der anderen Seite der typisch Hübotter’schen Mischkalkulation zu Buche.

An die vierhundert Veranstaltungen pro Jahr finden in der Villa statt, auch die der marxistischen Abendschule. Zum Phänomen Hübotter gehört der große Respekt, den der als „Rädelsführer einer verfassungsfeindlichen Vereinigung“ Verurteilte auch in großbürgerlichen Kreisen genießt. Anders gesagt: Angesichts seiner guten Taten und kaufmännischen Tüchtigkeit sehen die Pfeffersäcke dem 82-Jährigen selbst den Kommunismus nach. Hübotter ist Ehrenbürger der Hansestadt.  HENNING BLEYL