die taz vor 19 jahren
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Der fast schon sensationell zu nennende Wahlerfolg der bayerischen Grünen, mit dem in dieser Deutlichkeit niemand gerechnet hat, hat selbst bei den Grünen nicht nur Jubel ausgelöst. Ihr Sieg wird begleitet von einem Niedergang der bayerischen Sozialdemokratie, der vor allem für den linken Flügel fatale Folgen haben wird.

Das Bedürfnis vieler linker SPD-Wähler, ihrer eigenen Partei Druck von links zu machen, ist den Grünen zugute gekommen. Der Versuch, die verschlafene Oppositionspartei mit neuen Gesichtern und einem deutlicheren Profil (zum Beispiel Ablehnung der WAA) aufzumöbeln, ging gründlich daneben. Die SPD scheint sich statt auf dem Weg zur Machtübernahme, auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit zu befinden. Ein weiterer „Wermutstropfen“: die trotz allem geringen Einbußen der CSU.

Insgesamt ging der rechte Block – die Republikaner heimsten über drei Prozent der Stimmen ein – gestärkt aus der Wahl hervor.

Mit diesem Ergebnis kann sich die CSU nur bestätigt fühlen. Trotzdem: Im bayerischen Landtag brechen andere Zeiten an. Die CSU hatte es zu einer Prestigefrage gemacht, die Grünen von der parlamentarischen Bühne fernzuhalten. Daß ihr das trotz Einsatzes aller publizistischen Mittel inclusive der Verleumdungskampagne in Sachen § 218 nicht gelungen ist, dürfte nicht nur Strauß hefig wurmen, der die Grünen bekanntlich zum Kotzen findet. Der realitätsferne Traum der SPD von einer absoluten Mehrheit in Bonn sind jedenfalls geplatzt. Obwohl sich einiges bewegt hat bei dieser Landtagswahl, bleibt alles beim Alten. Ein (böses) Omen für die Bundestagswahl. Luitgard Koch, 14. 10. 1986