Der Unbekannte

Der Außenminister in spe Frank-Walter Steinmeier ist auf Seiten der SPD das einzig nahezu unbekannte Gesicht im Kabinett. Was über die Bedeutung des Juristen allerdings nichts aussagt. Der 49-jährige Nachfolger Joschka Fischers war bislang der wichtigster Wirker der Regierung hinter den Kulissen.

Steinmeier hat als Chef des Bundeskanzleramts seit 1998 so ziemlich jedes Problem Gerhard Schröders lösen müssen. Was oft genug nach rot-grünem Chaos aussah, ordnete Steinmeier in seiner bisher einzigen Pressekonferenz im April diesen Jahres zu einer verblüffend kohärenten Meistererzählung von der Agenda Schröder. Deshalb wird ihm auch Kompetenz in grundsätzlich jeder innenpolitischen Frage zugetraut – und demnächst ein gewisser Einfluss diesseits des Außenamts.

Nur zwei Leuten, so der Kanzler, vertraue er ganz: seiner Büroleiterin Sigrid Krampitz – und Steinmeier. Wie Krampitz hat Steinmeier seinem Herrn auch schon in Niedersachsen gedient: verschwiegen und vermittelnd. Manche sagen, Steinmeier verbreite schon wegen seiner weißen Haare die diplomatische Autorität, die ein Außenminister braucht. Doch der gebürtige Detmolder ist auch mit echt lippischer Kühle gesegnet. Diese Eigenschaften sind im neuen Kabinett allerdings nicht selten – dort ist er ein weiterer Technokrat.

UWI