Der Großkoalitionär

Mit Peer Steinbrück als Nachfolger Hans Eichels wird erneut ein gescheiterter Ministerpräsident das Finanzressort in Berlin übernehmen. Seine Niederlage bei der Landtagswahl in NRW im Mai leitete das Ende von Rot-Grün in Berlin ein.

Die politische Karriere des gebürtigen Hamburgers begann zu Zeiten Helmut Schmidts. Für die damalige sozialliberale Bundesregierung war der Diplomvolkswirt von 1974 bis 1983 in diversen Bundesministerien tätig. Seinen künftigen Ministerkollegen voraus hat Steinbrück, dass er bereits einmal unter einer Regierungschefin gearbeitet hat: Von 1993 bis 1998 amtierte er als Wirtschaftsminister im Kabinett von Heide Simonis in Schleswig-Holstein. Er wechselte nach Düsseldorf, war hier ebenfalls Wirtschafts-, ab 2000 Finanzminister. In dieser Funktion brachte er 2001 und 2002 Haushalte durchs Parlament, die später wegen Missachtung der Verschuldungsgrenze für verfassungswidrig erklärt wurden. Großkoalitionäre Fingerübungen machte Steinbrück, als er vor zwei Jahren mit Hessens Roland Koch ein gemeinsames Subventionskürzungsprogramm präsentierte. Ohnehin dürfte der 62-Jährige mit der neuen Berliner Farbenlehre wenig Probleme haben. Sein Kriterium für eine Koalition war stets, „welche Zweckbündnisse insbesondere aus Sicht der SPD am praktischsten sind“. PAB