LeserInnenbriefe
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Museum für Weltreligionen

betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“, taz vom 18. 7. 16

Eigentlich wollte ich einen gesalzenen Leserbrief zum Thema „Putschversuch“ in der Türkei schreiben, und da hat mir der Herr Küppersbusch schon alles „vermasselt“. Danke! Gleiwitz wäre noch einer Erwähnung wert gewesen … Auch sein Kommentar zur neuen Klein-Britannien-Regierung war göttlich – danke! Ich hoffe inständig, dass wir nicht bald ähnliche Kommentare zur neuen US-Regierung lesen müssen, wirklich!

Aber dann habe ich den Artikel darunter („Hilfe, ich bin weiß“) gelesen und frage mich, wann wir anfangen wollen, in unserer aufgeklärten Gesellschaft ohne Religion auszukommen? Ein überflüssiger Grund weniger, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Lasst uns den Weltreligionen ein großes Museum bauen. Dort gehören sie hin und wären friedlich vereint …

STEPHAN VÖLZ, Hamburg

Feder schärfen

betr.: „Ein viel bemühtes Monster“, taz vom 18. 7. 16

Ich versteh es nicht: Da nimmt der Autor, Martin Unfried, immerhin studierter Politologe, ein interessantes Analyse­instru­ment des Agenda-Settings in die Hand, macht aber dann keine Anstalten, es auf die Repräsentanten und Entscheider der nationalen und europäischen Exekutivorgane anzuwenden. Meiner Ansicht nach wäre ein politologisch unverzichtbarer und ideologiekritischer Ansatz zu fragen: Welche Bedeutung hat das Framing des „ausgeglichenen Staatshaushalts“ (Ingo Stützle, Austerität als politisches Projekt) für die anhaltende wirtschaftliche Stagnation der Euro-Zone? Daraus würde doch mal ein echter Schuh und könnte mit analytisch geschärfter Feder gegen die fiskalpolitischen und wirtschaftstheoretischen Zumutungen einer (übrigens jeder bürgerlichen Gewaltenteilung Hohn sprechenden) autokratischen Exekutive angeschrieben werden. Denn: Wozu sonst sollte die Politikwissenschaft gut sein?!

THOMAS SCHMID, Nürnberg

Die alte Leier

betr.: „Das ewige Versprechen“ (Rentenanalyse), taz v. 19. 7. 16

Die beiden letzten, zukunftsbezogenen Sätze dieses Artikels lassen die neoliberale Haltung der Autoren deutlich und zweifelsfrei erkennen: Die alte Leier des zukünftig angeblich dringend erforderlichen längeren Arbeitens erklingt auch hier. Das Thema „Wertschöpfungsabgabe“, welches in Zukunft dank „Industrie 4.0“ aktueller denn je wird, wird in dem Artikel hingegen mit keinem Wort erwähnt. Ebenso wenig die Möglichkeit, zwecks wirksamer Eindämmung der zukünftig massiv voranschreitenden Altersarmut unser Rentensystem sukzessive nach Schweizer Vorbild umzubauen. Obwohl sich beides im Grundsatzprogramm der Linkspartei und in etwas abgeschwächter Form auch in demjenigen der Grünen wiederfindet. Beide Parteien gehören dem aktuellen Bundestag an, und bei einer schon jetzt rechnerisch möglichen rot-rot-grünen Bundesregierung werden diese zukunftsbezogenen rentenpolitischen Themen ihr aktuelles, unberechtigtes Schattendasein sicherlich überwinden.

ELGIN FISCHBACH, Leimen

Schiefes Bild gemalt

betr.: „Das ewige Versprechen“, taz vom 19. 7. 16

Und wieder ein Artikel von „Ökonomen“, die nicht richtig verstanden haben, wie die Wirtschaft funktioniert, und dann über die Rente schreiben. Wenn ich Sätze lese, wie „das Umlageverfahren funktioniert nur dann, wenn es stets genügend Junge gibt, die die Rente der Alten finanzieren“ und der „finanziellen Zusatzbelastung“ durch die Ostrentner geredet wird, „die nie in die westdeutschen Rentenkassen eingezahlt hatten“, schwillt mir der Kamm. Ich bitte die Autoren, sich das einmal von Ulrike Herrmann erklären zu lassen.

Von mir nur so viel: Auch das Kapitaldeckungsverfahren funk­tio­niert nur dann, wenn genug Arbeitnehmer („Junge“) die Zinsen für die nötigen Renditen erwirtschaften (und zwar parallel zur Auszahlung an die Rentner, genau wie beim Umlageverfahren). Nur funktioniert das Umlageverfahren besser, weil nicht zusätzlich die Gebühren für Banken, Versicherungen und Vermittler erwirtschaftet werden müssen. Was die DDR-Rentner angeht: Im Zuge der Wiedervereinigung kamen nicht nur Rentner in den Genuss, Mittel aus der Rentenkasse entnehmen zu können, sondern es entstand auch für viele Arbeitnehmer, die ja nun auch zum wiedervereinigten Volk der Deutschen gehörten, die Pflicht in ebendiese einzuzahlen. Hier scheint mir, wird durch die Autoren absichtlich (oder aus Unwissenheit) ein schiefes Bild gemalt und versucht, mit einseitiger und falscher Argumentation letztlich in der Rentenfrage zu polemisieren.

CHRISTIAN SANDER, Geisenheim

Wind und Sturm

betr.: „So einfach ist es nicht“, taz vom 20. 7. 16

So einfach ist sie, die Erklärung für das Zurückkommen des von der westlichen Welt exportierten Terrors. Wie schreibt Michael Lüders so richtig: „Wer den Wind sät, das: „wird Sturm ernten“, in Anlehnung an das Alte Testament, Hosea, Kapitel 8, Vers 7, kann sich doch eigentlich jedermann und jedefrau selbst denken. NORBERT VOSS, Berlin