ortstermin: In einem hamburger Jugendzentrum wird das Ende des Ramadan gefeiert
: Mit Zucker und ohne Angst

Erst Tanz, dann Kuchen: Zuckerfest im Jugendzentrum Foto: André Zuschlag

Viel Süßes liegt auf den Tischen: Kuchen und Schüsseln voll Keksen. Daneben die große Schale mit Zucker für den Tee. Die meisten Gäste haben sich noch schnell schick gemacht. „Nach dem Ramadan muss schließlich eine Party gemacht werden“, sagt Sayed Ramez, der das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan im Jugendzentrum im Hamburger Stadtteil Jenfeld mit organisiert hat. Einige der 300 Geflüchteten, die im benachbarten Camp wohnen, sind gekommen.

„Es ist sehr schön, das Ende des Ramadan endlich mal wieder ohne die Sorgen und Ängste vor einem Krieg zu feiern“, sagt Ramez, der vor zehn Monaten aus Afghanistan nach Hamburg geflohen ist. „Schon am Dienstag haben wir mit den Vorbereitungen angefangen.“ Wie im Ramadan für das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang ist auch das gemeinsame Kochen und Backen für das Zuckerfest ein sehr wichtiges soziales Element. „Man hat etwas zu tun und ein gemeinsames Ziel“, so Ramez. Das Tanzen und Essen in Gesellschaft mit anderen findet er wichtig. „Alleine wäre es doch zu traurig.“

Sussan Nuori ist ebenfalls gekommen. Sie wohnt seit 13 Jahren in Hamburg und war damals ebenfalls aus Afghanistan geflohen. „Ich weiß ja, wie schwer es anfangs in einem neuen Land ist“, sagt sie. Deshalb könne sie besonders den vor kurzem aus Afghanistan Geflüchteten helfen. „Es ist anfangs am wichtigsten, dass man Menschen kennenlernt, mit denen man reden kann“, sagt sie. Beim Zuckerfest könne man ausgelassen sein, die Sorgen des Alltags einmal beiseite schieben und sich über die schönen Dinge des Lebens freuen.

Das Jenfelder Jugendzentrum ist für viele Geflüchtete aus dem Camp nebenan, zum derzeitigen Lebensmittelpunkt geworden. „Wenn sie Fragen haben, kommen sie zuerst zu uns“, sagt der Hausleiter Torsten Niehus. Weil es, anders als in der Unterbringung, hier Internet gibt. „Und wir besprechen auch alle Kleinigkeiten mit ihnen, weil wir uns gegenseitig auf Augenhöhe sehen“, erklärt Niehus.

Die Arbeit im Jugendzentrum ist mit den Geflüchteten mehr geworden. „Üblicherweise haben wir im Jahr etwa 20.000 Besucher“, so Niehus. Dieses Jahr werden es wohl etwa 60.000 werden. Während des Ramadan kamen tagsüber viele Geflüchtete von nebenan zum Kochen für das abendliche Fastenbrechen in das Jugendzentrum. Das sei für viele ganz wichtig.„Dass sie sich selbst ernähren können, statt, wie in vielen anderen Flüchtlingsheimen, Essen vorgesetzt bekommt, gibt ihnen die Selbstständigkeit zurück“, so Niehus. Man will schließlich selbst entscheiden, was man essen möchte. Das sorge auch für viel weniger Stress in den Unterkünften, die durch die große Anzahl von Menschen sonst für wenig Entspannung sorge.

Bevor das süße Buffet eröffnet ist, spielen zwei Geflüchtete mit Keyboard und Trommel traditionelle afghanische Musik. Mehr und mehr Menschen kommen auf die Tanzfläche oder beklatschen vom Rand die Tanzenden.

„Wir wollen nach dem Ende des Ramadan glücklich sein“, sagt Ramez noch und macht sich auf den Weg zu den Tischen mit dem Gebäck. André Zuschlag