EM-Titel verpasst? Egal, gibt ja noch die Tour de France: Es geht weiter
La Kolumne
von
Johannes Kopp
So habe ich mir das vorher in etwa vorgestellt. Ich lasse mich so gegen halb zwei ins Bett fallen und draußen auf dem Boulevard Berthier hupen die Autos wie wild. Böller und Leuchtraketen werden gezündet. Jubelschreie- und gesänge. Der Abpfiff des letzten EM-Spiels ist gerade einmal zwei Stunden her und die große Party ist voll im Gange. Es ist wie erwartet noch einmal eine Steigerung im Vergleich zum Halbfinalsieg der Franzosen gegen die Deutschen, als erstmals in Paris der Fußball sich der Stadt bemächtigte.
Dass allerdings die Portugiesen und nicht die Franzosen sich derart lautstark bis in die Ränder der Stadt bemerkbar machen können, hätte ich mir wiederum nicht vorstellen können. Die vielen Gastarbeiter dieser Stadt kosten den überraschenden EM-Finalsieg gegen Frankreich in vollen Zügen aus.
Aber wie ich die Franzosen hier kennengelernt haben, wird das die wenigsten aus dem Gleichgewicht bringen können. Die EM haben sie erst ernst genommen, als es ernst wurde. Schließlich gibt es ja noch anderen Sport. Im Stade de France hat kurz vor Beginn des großen Spiels, als ich noch mein letztes Wissen über die Finalteams aktualisierte, ein französischer Kollege neben mir auf seinem Computer die Zusammenfassung der aktuellen Tour-de-France-Bergetappe angeschaut. Neben derart lässigen Mitstreitern kann man sich schon einmal recht einseitig gepolt vorkommen.
Ihn wird diese Niederlage gegen Portugal gewiss nicht groß jucken. Die Tour geht schließlich weiter. Am Montag ist zwar Ruhetag. Aber am Dienstag radeln sie von Escaldes-Engordany nach Revel. Das wird spannend.
Und nächsten Samstag, ein großflächiges Plakat in meiner nächstgelegenen Metrostation kündet es schon seit Tagen an, hat Frankreich in Paris wieder ein Fußballländerspiel gegen China. Die Frauen tragen dieses Freundschaftsmatch aus. Es geht weiter!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen