LESERINNENBRIEFE
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Alles soll marktfähig werden

■ betr.: „Milchpulver und Drogengelder“ u.a., taz vom 12. 12. 12

Was haben die beiden Beschlüsse des EU-Parlaments (Freihandelsabkommen mit Peru und „Ein Patentrecht für Monsanto“) gemein? Sie gefährden die Existenz von Kleinbauern in der sich entwickelnden Welt. Der dortigen traditionellen Subsistenzwirtschaft wird unser Marktsystem aufgedrängt, obwohl es in der Subsistenzwirtschaft noch keinen Markt in unserem Verständnis gibt und wir zu begreifen beginnen, dass dieses Wirtschaften nicht nachhaltig ist.

Wir kaufen Viehfutter, das für kurze Zeit auf gerodeten Urwaldflächen wächst, um Milchpulver nach Kolumbien zu exportieren. Die Besteuerung von Schiffsdiesel wäre systemgefährdend. Wir stärken die Rechte der Gentechnikindustrie, obwohl die Zweifel an dieser Technik nicht ausgeräumt sind. Letztendlich sollen auch die Kleinbauern der Dritten Welt für Saatgut bezahlen. Alles soll marktfähig werden, dort das Saatgut, bei uns die kommunalen Krankenhäuser. Wir stecken in diesem Marktsystem fest. Eine Herkulesaufgabe sich daraus zu befreien. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Lobbyismus schmiert das Konto

■ betr.: „Ein Patenrecht für Monsanto“, taz vom 12. 12. 12

Hurra rufen die Genmonsterkolosse! Wir werden Eigentümer aller Pflanzen, Lebensmittel und Lebewesen! Hurra ruft ihnen der Dukatenscheißer zu, hurra! Endlich zwingen wir die kleinkarierten Klein- und Alternativanbauer in die Knie. Das wäre ja noch schöner, wenn jeder anpflanzen und züchten könnte, was er wollte. Hurra, es lebe das Einheitshuhn, die Einheitskuh sowie das Monoschaf!

Hurra, Menschen freuen sich jetzt auf neue ganz unbekannte tolle Risiken wie Stoffwechselkrankheiten, Fettleibigkeit oder interessante Krebsvarianten. Weiter so, das ist ein nächster Schritt in Richtung Bevölkerungsreduktion! Hurra, es lebe hoch die Einfalt der Manager und Politiker! Die meisten werden wohl wissen, was sie uns, unseren Kindern und Enkeln und sich selber mit dem neuen Patentrecht antun. Hurra, stetig mahlt der Lobbyismus und schmiert das Konto. GEBHARD MACK-REISER,

Burladingen

Deutscher Perfektionismus

■ betr.: „Wer sortiert die Kinder?“ u.a., taz vom 12. 12. 12

Dass Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland besonders schlechte Chancen auf eine akademische Bildung haben, liegt auch an unserem deutschen Perfektionismus. Natürlich ist eine umfassende Sprachförderung wichtig. Und natürlich sollte man von einem Kind in der dritten Generation in Deutschland erwarten können, dass es gut deutsch spricht. Doch wie viele mehrsprachige Kinder, deren Eltern noch nicht so lange in Deutschland sind, gehen uns als gute Facharbeiter oder Akademiker verloren, weil wir ihnen höhere Bildung aufgrund ihrer anfangs mangelnden Deutschkenntnisse verwehren?

Während in anderen Ländern Mehrsprachigkeit als eine Bereicherung betrachtet wird, können bei uns Kinder mit sonst guten schulischen Leistungen oft kein Abitur machen oder sie werden an Förderschulen „abgeschoben“, statt dass man in individuelle Förderung investiert. Deutschkenntnisse, so lange sie sich in angemessener Geschwindigkeit verbessern, sollten keinen Einfluss auf die Empfehlung der Schullaufbahn haben dürfen. KATHRIN PFEFFER, Landsberg

Etwas seriöser bitte!

■ betr.: „Eine höchst alberne Institution“ u.a., taz vom 13. 12. 12

Hat die GEZ Daniel Bouhs mal beim Schwarzsehen erwischt? Oder woher nimmt der Mann die Wut, seit geschlagenen vier Tagen immer dasselbe „Die GEZ ist böse!“ runter zu beten?

Heute ist es wieder besonders wirr: natürlich ist das lustig, wenn Gebührenbescheide an Hunde und Heilige verschickt werden; aber da kann doch die GEZ überhaupt nichts dafür. Wie der Artikel in einem Nebensatz fast richtig erläutert, entstehen solche Dinge durch Menschen, die aus purer Habgier Gewinnspiele auf „ST Walburga“ und „Harras von Herrhausen“ anmelden. Wie soll die GEZ denn feststellen, ob das Menschen, Tiere oder Gebäude sind? Jemanden vorbei schicken, damit Daniel Bouhs noch mehr Vorwände für „Stasimethoden“- Vorwürfe hat? Etwas seriöser bitte!

Bei allem Gemosere über „Rentner-TV“ der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sollte Daniel Bouhs die Tages-TV-Tipps der taz-Medienseite ansehen: die betreffen zu 95 Prozent die der ÖR-TV-Sender, nicht der werbefinanzierten Unterschichtensender. Schon mal überlegt warum wohl? MARTIN HOEFS, Siegburg