LeserInnenbriefe
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Schäubles Lebenswerk

betr.: „Ist bald Frankreich dran?“, taz vom 13. 7. 16t

Wolfgang Schäuble ist in einem Alter, da muss er sich beim Rückblick auf seine Lebensleistungen nicht mehr lange grämen: Wenn er jetzt zusammen mit anderen „Kollegen“ Strafen für Spaniens und Portugals Regierungen einfordert („die Griechen“ lässt er ausnahmsweise mal in Ruhe, sie helfen ja bei Merkels Vertriebenen-Deal), hat er in seinem Dauerstress vollkommen übersehen, dass sich inzwischen ganze Generationen gut ausgebildeter junger Menschen nach Mitteleuropa aufgemacht haben, weil die innereuropäische Globalisierung ihnen zu Hause keine Chancen gelassen hat. Herr Schäuble, wo bleiben die Milliarden an Ausgleichzahlungen in spanische und portugiesische Rentenversicherungen?

Sie haben Europa zu einer Einbahnstraße verkommen lassen und den Populisten den Weg geebnet, indem sie sich jetzt als Nothelfer generieren können. Damit nicht genug: In Ihrer Zeit als Parteispendenbüttel wurden die Grundlagen dafür gelegt, dass Managergehälter explodierten. Die „Arbeit“ bestand darin – auch mit Hilfe von gewerkschaftlichen Aufsichtsratmitgliedern, die sich „in die Pflicht“ nehmen ließen –, Menschen aus dem Arbeitsprozess auszusortieren, Betriebe in Billiglohnländer zu verlegen und zu automatisieren. Seitdem wurden die Löhne für den „Nachwuchs“ ständig „angepasst“ – Schäubles Lebenswerk!

DIETMAR RAUTER, Kronshagen

Glück gehabt

betr.: „Tony Blairs blutiges Erbe“, taz vom 7. 7. 16

Der vom britischen Parlament erarbeitete sogenannte Chilcot-Bericht übt vernichtende Kritik am früheren Labour-Premier Tony Blair. Dieser habe den amerikanischen Behauptungen von den „einsatzbereiten Massenvernichtungswaffen im Irak“ kritiklos geglaubt und sich ohne triftigen Grund am Angriffskrieg gegen den Irak beteiligt.

Erinnern wir uns: Damals trat Frau Merkel lautstark für eine Beteiligung am Irakangriff ein. Wir hatten Glück, weil der besonnene Kanzler Gerhard Schröder am Ruder war. Heute, mit Frau Merkel und Frau von der Leyen, wäre das anders gelaufen.

Auch der UN-Sicherheitsrat wurde damals von den USA getäuscht. Der renommierte Oberkommandierende, General Colin Powell, trug angebliche Beweise für die irakischen „Massenvernichtungswaffen“ vor. Erst später erkannte er, dass diese von seinem eigenen Geheimdienst „getürkt“ waren.

Wir sollten die Lehren des Chilcot- Berichts beherzigen: amerikanische „Bedrohungsszenarien“ stets kritisch hinterfragen und nicht auf den Propagandaspruch „Deutschland muss mehr Verantwortung in der Welt übernehmen“ hereinfallen. Denn dieser soll uns nur dazu verführen, künftig an ähnlichen kontraproduktiven Militäraktionen wie in Afghanistan, im Irak oder in Libyen teilzunehmen. BRUNO HAKE, Wiesbaden

Kein Stück weiter

betr.: „Braucht Wissenschaft waffenfähiges Uran?“, taz vom 13. 7. 16

Den Artikel von Manfred Ronzheimer über das Fachgespräch bei den Grünen im Bundestag über die drei verbliebenen deutschen Forschungsreaktoren möchte ich ergänzen. Es ging um den Berliner Reaktor.

Die „Bombe“ war die eklatante Differenz zwischen der Basis des offiziellen Katastrophenschutzplans und den Berechnungen von Christian Küppers vom Öko-Institut Darmstadt, immerhin einem Mitglied der Strahlenschutz­kommission (SSK) des Bundesumweltministeriums und des Kerntechnischen Aus­schusses (KTA). Er hat eine Neuberechnung nach den heutigen Normen vorgenommen. Ein Vervierfachen des Radius für die Evakuierung von 2,5 Kilometer auf 10 Kilometer würde derartig einschneidend sein, dass sich die Gesellschaft darauf nicht so einfach einstellen kann.

Es ist zwar korrekt, Stephan Worseck mit seinem Zitat von der RSK zu nennen, das bringt uns aber im Bemühen um eine reale gesellschaftliche Bewertung des BER II und seiner Risiken nicht weiter, da diese Erkenntnis aus dem Jahr 2012 stammt und sich in der Zwischenzeit niemand darum gekümmert hat. Wir schreiben 2016 und sind kein Stück weiter.

Katastrophenschutz wird in Berlin sehr klein geschrieben. Das muss sich ändern.

BRIGITTE JASCHKE, Berlin

Vor allem Frau

betr.: „Weil 2016 ist“, taz vom 14. 7. 16

Ein gut halbseitiger Artikel der bejammert, dass May in der Presse vor allem als Frau betrachtet wird. Und in dem Anja Maier genau das auch tut und uns bis auf winzige Schnipsel die politische Biografie von May vorenthält, die uns eigentlich interessiert hätte. Warum? War Klatsch erzählen halt einfacher als Recherche? Bitte nicht wieder!

SILKE KARCHER, Berlin

Ist doch normal

betr.: „Weil 2016 ist“, taz.de vom 13. 7. 16

Ist doch normal, eine Frau an der Spitze. Nicht der Rede wert.

CHRISTIANA, taz.de