Aida bleibt weg:
Walschlachter unter Druck

WALFANG Kreuzfahrtschiffe meiden die Färöer Inseln – wegen brutaler Fangmethoden

Bislang blieben alle Proteste weitgehend wirkungslos

STOCKHOLM taz | Der Kreuzfahrtsommer im Hafen von Torshavn, der Hauptstadt der Färöer, wird ruhiger als in den Vorjahren. Verschiedene Veranstalter, so Aida und Hapag-Lloyd Cruises, haben geplante Anlandungen abgesagt. Damit beginnen nun Boykottaufrufe von Walschutzorganisationen wie dem „Wal- und Delfinschutz­forum“ und „Sea Shepherd“ Wirkung zu zeigen. Letztere hatte an 11 Kreuzfahrtunternehmen appelliert, die Färöer aus ihrem Programm zu streichen.

Damit haben die Proteste gegen den Grindwalfang eine neue Phase erreicht. Jährlich im Juli und August passieren Schwärme von Grindwalen die Färöer auf ihrem Weg nach Norden in die Gewässer der Arktis. Den „Grindadráp“, die Jagd auf diese wandernden Wale, gibt es seit Jahrhunderten und er diente in der Vergangenheit der Nahrungsversorgung der Bevölkerung. Auch heute noch wird er von der Regierung als überlieferter Brauch, nachhaltige Ressourcenverwertung und Teil der einheimischen Kultur verteidigt.

Wale werden hier nicht harpuniert. Wird nahe der Küste eine Grindwalschule gesichtet, wird diese mit einer Kette von Booten kilometerweit in die flachen Gewässer von Buchten getrieben. Dort werden die vor Angst panischen und erschöpften Tiere dann mit speziellen Messern geschlachtet. 2013 waren bei 12 solcher Treibjagden über 1.100 Grindwale und 430 Delfine getötet worden. Der erste „Grindadráp“ dieses Jahres mit 43 geschlachteten Walen und Delfinen fand am 6. Juli statt.

Bilder der toten Tiere sorgen regelmäßig weltweit für Empörung. Alle Proteste blieben bislang allerdings wirkungslos. Nun könnte nicht nur der Kreuzfahrtboykott teuer für die Inseln werden. Es gibt auch Aufforderungen zu einem Handels- und Verbraucherboykott gegen Zuchtlachs aus den Färöern. Die US-Handelskette „Costco“ kündigte an, Verträge mit dortigen Lieferanten nicht zu erneuern. Die Zuchtlachsbranche steht derzeit für 95 Prozent der Exporteinkommen der Inselgruppe. Reinhard Wolff