LeserInnenbriefe
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Verdientes Geld

betr.: Gute Verlierer“ von Peter Unfried, taz vom 9. 7. 16

Hervorragend Ihr Artikel. Besonders gefällt mir Ihr Gedanke über den Höhepunkt von Löws Schaffen (1:1 gegen die Italiener). Das Spiel gegen Deschamps’ Franzosen war auch ein großer Erfolg – und eben keine deutsche Pflicht, ein EM-Halbfinale zu erreichen. Natürlich habe ich Mitgefühl mit Herrn Löw und seinen Zauber-Ballartisten. Und diese Kämpfer sollen auch gern das viele Geld erhalten, das sie sich in den relativ wenigen Jahren erarbeiten; mit kaputten Knochen.

Aber die Herren, die das Fußballgeschäft mit maßlosem unheilbringenden Patriotismus (zum Beispiel: Hymnen, Flaggen) düngen und ankurbeln sowie damit Menschenmassen bis zur Ekstase und Gewaltanwendung gegeneinander treiben, diese Herren haben mit der „Niederlage“ der Löw-Kämpfer den kräftigen Dämpfer verdient. Außerdem kann ich nicht verstehen, warum diese Herren so viel Geld erhalten beziehungsweise sich nehmen.

Aus meiner Sicht dürften nur Länder-Freundschaftsspiele und Städte-Freundschaftsspiele stattfinden. Die Freude im Volk wäre sicher auch sehr groß, und die Folgen wären verantwortbar.

VOLKER FREIESLEBEN, Köln

Der Erfolg gibt recht

betr.: „Meister Eder und sein Ronaldo“, taz vom 12. 7. 16

Der Erfolg gibt dem portugiesischen Fußball recht, so simpel ist das. Daher sollte weit weniger die Seleção das Objekt der Kritik(er) sein, sondern vielmehr diejenigen, die es trotz modernster Fußballqualitäten nicht geschafft haben, eine vermeintlich antiquiert (re)agierende, mittelmäßige Mannschaft an die Wand zu spielen, zumindest aber das entscheidende Tor mehr zu schießen. Und Tore, zumal so selten gefallen, sind das Salz auch im häufig dargebotenen EM-Einheitsbrei gewesen. Dass Portugal bei dieser Endrunde überdies das nötige Quantum Glück hatte, ist unbestreitbar und bekanntermaßen kein Zufall. Gab doch der große Cristiano Ronaldo den Seinen höchstselbst von der Coachingz­one aus mit auf den finalen Weg: „Fortes fortuna adiuvat.“ MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Alleingelassen und überfordert

betr.: „Chaos und trügerische Ruhe“, taz vom 13. 7. 16

Ein Dankeschön an Hilal Sezgin für das einfühlsame „Schlagloch“, in welchem sie uns fast das ganze Spektrum der Verworrenheit vor Augen führt, auf das die meisten von uns seit einiger Zeit immer häufiger kopfschüttelnd blicken: Eine stetig konfuser werdende, von mächtigen Interessengruppen und häufig hilflosen oder selbstsüchtigen Politakteuren verunstaltete Welt, in der Millionen verhungern oder auf der Flucht sind und die in unserer prallgefüllten Einkaufswagenwelt eher die rechten Gesinnungsgenossen nach oben spült. Eine Welt, mit der wir uns alleingelassen und überfordert fühlen.

Gut, dass sie uns auf unspektakuläre Weise daran erinnert, im allgemeinen Trubel unsere eigene, gefühlte Ohnmacht nicht Herr über uns werden zu lassen und unsere Mitmenschlichkeit nicht zu vergessen. Wir selbst sind ja inzwischen schon mit wenig zufriedenzustellen. Allein die nur theoretische Hoffnung, dass sich „die Falten ausbügeln lassen“, wie Frau Sezgin schreibt, hilft. FRANZ GRUITROOY, Itzehoe

Lieber ab- statt aufrüsten

betr.: „Unsere Fremdenlegion“, taz vom 13. 7. 16

Irgendwie klingt das alles wie ein schlechter Scherz, aber ich glaube, Frau von der Leyen meint es ernst mit der Idee, dass auch Bürger aus anderen Ländern der EU bei der Bundeswehr anheuern dürfen! Wozu denn das und warum? Ist Deutschland und Europa in so großer Gefahr, dass die Bundeswehr auf Teufel komm raus aufgestockt werden muss? Ich frage mich ernsthaft, warum der Etat für die Aufrüstung der Bundeswehr wieder mal erhöht wurde und wozu? Deutschland sollte sich schon wegen seiner Geschichte aus sämtlichen Kriegsspielen raushalten! Egal ob Nato oder nicht. Und warum die Bundeswehr im Konzert der Großen unbedingt bei Kriegseinsätzen mitmischen möchte oder soll, ist mir schleierhaft!

Unsere Bundesregierung sollte lieber mit gutem Beispiel vorangehen und für Abrüstung in der Welt sorgen.

RENÉ, OSSELMANN Magdeburg

Zum Kotzen

betr.: „Ja zum Selbstwiderspruch“, taz vom 12. 7. 16

Viel ärgerlicher als der Verzicht auf den Spitzensteuersatz ist die Dummheit, die Erbschaftssteuer ohne Vermögenssteuer erheben zu wollen. Das ist nämlich technisch schwierig, solange man alle Vermögen gar nicht erfasst hat. Macht man das dagegen durch die Vermögenssteuer jedes Jahr, hat man erst eine solide Grundlage für die Erbschaftssteuer. Die Flat-Tax von niedlichen 15 Prozent ist ebenso ein neoliberales Superärgernis, das einen weiteren unwürdigen Kniefall vor den Milliardären darstellt, die unsere Medien besitzen. Zum Kotzen. Man muss auf die grüne Basis hoffen, die das Notwendige, sachlich Richtige und Gerechte auch dann tut und sagt, wenn es Gegenwind verspricht. Sonst gerät man doch ins Grübeln. Die Linken sind immerhin keine Angsthasen. MICHAH WEISSINGER, Essen