Rechtsberatung to go

Zwischen Einkaufsbummel und Friseurbesuch: In der Hamburger City hat ein Anwaltsbüro eröffnet, das auf Laufkundschaft setzt. Die transparente Aufmachung soll „Schwellenängste abbauen“

Von Elke Spanner

Es ist ähnlich wie beim Zahnarztbesuch: Die Not muss groß sein, ehe man einen Rechtsanwalt aufsucht. Der Jurist des Vertrauens muss nicht nur gefunden werden, wofür ein Anruf bei der Anwaltskammer oder ein Herumhören im Bekanntenkreis vonnöten ist. Termine müssen zumeist längerfristig abgesprochen werden, und dann kostet die Beratung auch noch Geld. Soweit die Regel.

Die Ausnahme heißt Anwalt to go. In der Hamburger Innenstadt hat eine Kanzlei eröffnet, die auf Laufkundschaft setzt. Einen Termin braucht man zur Erstberatung bei „juraxx“ nicht. Die Öffnungszeiten sind den umliegenden Läden angepasst – inklusive Samstag von 10 bis 16 Uhr. Wie die Geschäfte ringsum residiert auch juraxx in einem Ladenbüro, und wo andernorts Schnäppchenpreise angepriesen werden, gibt es im Schaufenster der Anwälte „Verträge, Gericht, Soziales und Finanzen“ im Angebot. Eigentlich soll dort auch eine Preisliste hängen, wie man sie sonst von Restaurants und Friseurläden kennt. Diese unübliche Eigenwerbung aber muss noch vor Gericht erstritten werden – Anwaltskollegen haben dagegen geklagt.

Durch die transparente Aufmachung sollen „Schwellenängste abgebaut werden“, wie juraxx-Anwalt Dennis Küster erklärt. An der Gestaltung soll zu erkennen sein, dass Anwälte keine einschüchternden Autoritäten, sondern in erster Linie Dienstleister für ihre Mandanten sind. Deshalb sollen diese schon im Vorfeld einschätzen können, was die Konsultation sie kosten wird. Wichtigste Dienstleistung ist dafür das erste Beratungsgespräch: Zwischen 20 und 190 Euro kostet es, einem juraxx-Juristen das Problem zu schildern und dessen Einschätzung zu hören, ob sich ein Rechtsstreit lohnt. Übernimmt die Kanzlei anschließend den Fall, erfolgt die Abrechnung nach der üblichen Abrechnungsverordnung für Rechtsanwälte. „Wir behaupten nicht, jedes juristische Problem für zehn Euro lösen zu können“, hält Anwalt Bernd Fleischer dem Einwand entgegen, juraxx sei der „Discounter“ unter den Rechtsanwälten. Die Preise der späteren Aktenbearbeitung seien nicht billiger als anderswo, aber transparent.

Die Idee zur Kanzlei im neuen Design ist nicht in Hamburg entstanden. Seit rund zwei Jahren gibt es Niederlassungen im ganzen Bundesgebiet, rund 20 sind es inzwischen insgesamt. Allein im Norden haben bereits Kanzleien in Lübeck, Bremen und Hannover eröffnet. Für das kommende Jahr sind weitere Niederlassungen geplant. In Hamburg arbeiten sechs Anwälte, drei Frauen und drei Männer, deren stilisiertes Porträt auf einem Plakat im Schaufenster am Ballindamm hängt. Alle haben ein spezielles Fachgebiet. Wem die Hemmschwelle immer noch zu hoch ist, der kann sich auch per Telefon oder online beraten lassen.

Gerne würden die Juristen von juraxx ein großes Leuchtschild über ihre Kanzlei hängen, um schon von weitem erkennbar zu sein – wie ein anderes Geschäft eben auch. Doch da haben sie selbst ein Problem mit dem geltenden Recht: Die Binnenalsterverordnung erlaubt es nicht, neonfarbene Schriftzüge an der Außenfassade anzubringen.

Ballindamm 2-3, ☎ 530 28 60 oder www.juraxx.com