aus sicht des betriebsrats
: Keine Nattern an der Brust

Brigitte Krahn, 1. Sopran im Opernchor, ist seit 34 Jahren am Bremer Theater, seit 1994 im Betriebsrat und seit vier Jahren dessen Vorsitzende.

taz: Einer der schwarzen Peter, die jetzt hin und her geschoben werden, hängt beim geschassten Geschäftsführer – zu Recht? Ja. Er war noch nicht mal bereit, ein Einigungsgespräch mit den 40 gekündigten Bühnenhilfen zu führen. Das hat eine teure Prozesslawine losgetreten.

Hat Herr Pierwoß alles richtig gemacht?Künstlerisch gesehen bestimmt. Und für alles andere hatte er seinen Geschäftsführer.

Als Arbeitnehmervertreterin sind Sie Vize-Vorsitzende des Aufsichtsrats. Hätte der nicht früher eingreifen müssen?Wir müssen uns auf die Urteilskraft der vom Senator bestellten Sachverständigen verlassen. Sämtliche Jahrespläne wurden von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft.

Aber Ihnen hätte auffallen können, welche Altlasten mit geschleppt werden.

Von dieser Bugwelle sind wir vollkommen überrollt worden.

Der Senator will jetzt ein Sparmodell vorgelegt bekommen. Haben Sie dazu Ideen?

Im laufenden Betrieb zu kürzen, ist völlig unmöglich, wir sind personell wirklich am Limit. Seit der Kündigung des Manteltarifvertrages Anfang des Jahres werden alle Neueingestellten sowieso schon schlechter bezahlt.

Heißt das perspektivisch, dass man die Zahl der Produktionen reduzieren muss?

Das wäre gar nicht gut – in der Oper beispielsweise haben wir jetzt schon eine Premiere weniger als früher.

Was halten Sie von Kooperationsmodellen mit Oldenburg und Bremerhaven?

Das ist seit 30 Jahren im Gespräch, aber es rechnet sich nicht. Die Theaterfusion von Gelsenkirchen und Wuppertal ist ja auch grandios geplatzt.

Wie kann es weiter gehen?

Wir hören erst auf, wenn man uns hier raus prügelt. Wir werden ja immer als Nattern an der Brust des Finanzsenators dargestellt, aber die Stadt muss sagen, was für ein Theater sie möchte und welche Planungssicherheit es dafür gibt – dann können wir konkrete Vorschläge machen. Das ist schwierig, wenn sich die Kollegen quasi schon auf der Straße sehen. Interv.: HB