der wochenendkrimi
: Schlummerspaß für Ohrensesseldetektive

Präpariert mit allerlei Stahl und Blech im toten Gesicht liegt der Professor auf dem Seziertisch. Es wird Menschen geben, die das für gerecht halten, denn der Mann leitete ein Labor, wo er im Auftrag der Pharmaindustrie Hunde, Katzen und andere Kreaturen auf ähnliche Weise zurichtete.

Am Tod des Wissenschaftlers könnten einige Leute ein Interesse haben. Zum Beispiel seine Stieftochter, die eine militante Tierschützerin ist. Oder die Exgeliebte, mit der er gleichberechtigt Forschung betrieb, die er aber nicht an lukrativen Lizenzen beteiligte. Oder seine Verlobte, mit der ihn auch einige unübersichtliche Geschäfte verbanden.

Wer sich darüber beschwert, dass die „Tatort“-Produktionen über die letzten Monate erzähltechnisch immer waghalsiger geworden sind, wird an diesem biederen Berliner Knobelkrimi (Regie: Uwe Janson; Buch: Scarlett Kleint und Ilse Biberti) seine Freude haben. Dabei hatte der RBB doch vor kurzem mit der Folge „Todesbrücke“ ein extrem modern-vielschichtiges Gesellschaftspanorama vorgelegt. War wohl nur ein kurzer Frühling.

Am Ende dieses Tatorts jedenfalls scharen die Kommissare Ritter (Dominik Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) die Verdächtigen um sich wie einst Miss Marple in Agatha-Christie-Verfilmungen. Doch solch pfiffige Finale haben stets eine gewisse Vorhersehbarkeit: Schuldig ist immer derjenige, den man am wenigsten verdächtigt. „Leiden wie ein Tier“ ist ein Schlummerspaß für alle Ohrensesseldetektive, zu dem man am besten ein Gläschen „Klosterfrau Melissengeist“ genießt. CBU

„Tatort: Leiden wie ein Tier“.So., 20.15 Uhr, ARD