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Besoffen von der Rendite

Aussichten Auch die HSH Nordbank war in den Strudel der internationalen Finanzkrise hineingezogen worden. Ob sie überleben wird, ist noch immer nicht ausgemacht

Den Rest der Bank müssen die Länder bis Mitte 2018 verkaufen. Jetzt muss sich bloß noch ein Abnehmer finden

von Gernot Knödler

Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein suchen einen Käufer für die HSH Nordbank. Das könnte schwierig werden, denn der Ruf der Landesbank hat gelitten: Sie geriet in die Schlagzeilen, weil sich ihre Manager Finanzprodukte andrehen ließen, die sie nicht verstanden; wegen kostspieliger Bilanzverschönerungen und verdeckten Operationen gegen ihre Mitarbeiter. Das eigentliche Problem ist einzuschätzen, wie gesund oder wie faul die Kredite sind, die die Bank in ihrem Bestand hat.

Es hat eine Zeit gegeben, da war die HSH Nordbank für die Länder ein Juwel. Jedes Jahr ließen sie sich fette Dividenden überweisen. Sie schafften es, private Anteilseigner für die Bank zu gewinnen und planten, das Institut an die Börse zu bringen. Die Finanzkrise machte einen Strich durch diese Rechnung. Statt Dividenden lieferte die Bank Skandale.

Die Nordbank hatte sich wie die anderen Landesbanken auf die Zeit nach dem Juli 2005 eingestellt, als die Haftung durch die Bundesländer auslief. Dabei machte sie vor allem zwei Arten problematischer Geschäfte: Um renditemäßig international mithalten zu können, erwarb sie „strukturierte Wertpapiere“, also mehrfach ineinander verpackte Bündel von Krediten, deren Risiko auf diese Weise verschleiert wurde.

Zum anderen engagierte sie sich bei Schiffsfinanzierungen. Doch auch dieses scheinbar sichere Geschäft sollte ihr auf die Füße fallen, nicht zuletzt deshalb, weil sie es übertrieb: Zu Beginn der Krise brüstetet sie sich mit dem Titel „Größter Schiffsfinanzierer der Welt“.

Mit dem Jahresabschluss 2007, in dem sich die heraufziehende Finanzkrise bemerkbar machte, musste die Nordbank erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro wegen fauler Kredite abschreiben. Im Frühjahr 2008 bliesen Vorstand und Aufsichtsrat den geplanten Börsengang ab: Das Marktumfeld sei dafür ungeeignet , sagte der Aufsichtsratvorsitzende und ehemalige Hamburger Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU).

Das zusätzliche Kapital, das eigentlich der Börsengang in die Bank hätte spülen sollen, brachten die Eigentümer, im wesentlichen die Länder, stattdessen selbst auf: zwei Milliarden Euro, die nur die Vorboten vieler weiterer Milliarden waren, die noch in die Bank fließen sollten.

Denn das Kapital war, kaum zugeführt, auch schon wieder weg. 2008 machte die HSH-Nordbank 2,8 Milliarden Euro Miese. Mit dem Zusammenbruch des New Yorker Bankhauses Lehman Brothers hatte sich die Finanzkrise zu einer massiven Vertrauenskrise unter den Geldhäusern ausgewachsen.

2009 beschlossen die Landesparlamente mit breiten Mehrheiten, der Bank noch einmal unter die Arme zu greifen: Sie erhöhten das Kapital um weitere drei Milliarden Euro und garantierten Verluste bis zu einer Höhe von zehn Milliarden Euro. Zudem setzten sie Untersuchungsausschüsse ein, die aufklären sollten, wie es zu dem Desaster kommen konnte.

Die Garantie schuf interessante Koalitionen: In Hamburg lehnten die Linke und die FDP den Rettungsversuch mit dem Argument ab, hier werde auf ein totes Pferd gesetzt. Besser sei es, die Bank sofort abzuwickeln, statt immer wieder Geld nachzuschießen.

CDU, SPD und Grüne setzten dagegen darauf, dass viele Kreditpapiere bei einer Erholung der Weltwirtschaft doch etwas wert sein könnten und dass die Bank mit ihrem laufenden Geschäft selbst einen Wert habe.

In der Folge versuchte die HSH Nordbank, sich als Bank für die norddeutschen Unternehmen zu positionieren. Eine schnelle Abwicklung hätte für die Länder zudem teuer werden können, schließlich haften sie ja, wenn auch in schwindendem Maße, noch immer als Gewährträger.

Die Rettungsaktion rief nun wiederum die EU-Kommission auf dem Plan: Die Garantie, so der Verdacht, sei eine Beihilfe, die der Bank einen Wettbewerbsvorteil verschaffe. Die Kommission genehmigte die Garantie mit der Auflage , die Bilanzsumme zu verkleinern und Geschäftsfelder aufzugeben.

Mittlerweile hatte die Bank auf drei Milliarden Euro der Garantie verzichtet, weil die Geschäfte wieder besser zu laufen schienen. Doch schon 2013 sah sie sich genötigt, die Wiederaufstockung zu beantragen – mit der Folge eines weiteren Beihilfeverfahrens.

Auch dieses Verfahren ist mittlerweile abgeschlossen, die Wiederaufstockung der Garantie genehmigt. Im Gegenzug werden unsichere Kredite im Umfang von acht Milliarden Euro aus der Bank ausgegliedert, eine Anstalt der Länder übernimmt davon Schiffskredite im Nominalwert von fünf Milliarden Euro.

Den Rest der Bank müssen die Länder bis Mitte 2018 verkaufen. Jetzt muss sich bloß noch ein Abnehmer finden.

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