Deutsche-Bank-Chef ruft Ministerpräsident zu Hilfe

ERMITTLUNGEN Gelöschte Mails, Beschwerden bei Politikern: Der Branchenführer bunkert sich ein

FRANKFURT/M. rtr/dapd | Nach der Razzia bei der Deutschen Bank gerät Co-Chef Jürgen Fitschen in der Politik immer stärker unter Druck. „Der Fisch stinkt vom Kopf her. Das gilt auch für die Vorstandsetage der Deutschen Bank“, wird Grünen-Chef Jürgen im Spiegel zitiert. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte dem Magazin, man müsse den Banken zeigen, „dass sie sich im Irrtum befinden, wenn sie denken, sie stünden oberhalb des Gesetzes“.

Am Mittwoch hatten 500 Fahnder die Zentrale des Branchenführers durchsucht und dabei fünf Banker festgenommen. Insgesamt werfen sie 25 Mitarbeitern vor, in Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung im Zusammenhang mit dem Handel mit CO2-Zertifikaten verwickelt zu sein. Zu den Verdächtigen zählen Finanzvorstand Stefan Krause – und Fitschen.

„Schlecht fürs Außenbild“

Wie ein Regierungssprecher und die Deutsche Bank am Sonntag bestätigten, beschwerte sich Fitschen nach der Razzia beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU). Wenn Bilder und Berichte von bewaffneten Polizisten in der Bank um die Welt gingen, sei das nicht gut für deren Außenbild. Bouffier allerdings soll deutlich gemacht haben, dass er sich nicht in staatsanwaltliche Ermittlungen einmischen könne.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete, die Deutsche Bank habe möglicherweise wichtige Daten vernichtet, nachdem sie von einer Führungskraft aus der Rechtsabteilung Ende April 2010 verklausuliert vor einer Razzia gewarnt worden sei. Der Spitzenjurist soll in einem von den Ermittlern abgehörten Telefonat am Abend des 27. April 2010 einem Händler aus der Bank erklärt haben, es müsse vermieden werden, dass die Ermittler „körperlichen Zugriff“ auf die Daten bekämen und sich selbst auf die EDV-Anlage aufschalten könnten, um in E-Mails zu stöbern. Mitarbeiter des IT-Bereichs sollen das als Auftrag verstanden haben, E-Mails zu vernichten, hieß es.

Einer der fünf am Mittwoch festgenommenen Deutsche-Bank-Mitarbeiter wurde inzwischen aus gesundheitlichen Gründen freigelassen. Die anderen vier müssen damit rechnen, Weihnachten im Gefängnis zu verbringen. Sie wollen Haftbeschwerde einlegen.

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