LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Vor einer guten Wahl

betr.: „Großbritanniens Aussichten auf eine Premierministerin. Powerfrauen statt Eiertänzen“, taz vom 1. 7. 16

Bockmist, Hahnenkämpfe und Realitätsverluste gab es beim Thema Brexit bereits zur Genüge, es wird allerhöchste Zeit für mehr Durchblick und Pragmatismus, Eigenschaften, die man(n) den Frauen anno dazumal als „weibliche Intuition“ zugeschrieben hat.

Die britischen Parteien stehen also weniger vor der letzten Chance als vielmehr vor einer guten Wahl.

Für Johnson, Corbyn und Cameron hingegen war und ist ganz offensichtlich nicht nur die Europäische Union, sondern auch das Vereinigte Königreich eine Nummer zu groß. Ab auf den Ponyhof. IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Shakespeare-Drama

betr.: „Grandios gescheitert“, taz vom 1. 7. 16

Dominic Johnson hat immer noch nicht verstanden, was mit ­Boris Johnson wirklich war. Es war ein Drama shakespeareanischer Dimensionen.

Fakt ist, dass Boris Johnson gegen den Brexit war. Er hat sich nur deswegen auf die Brexit-Seite geschlagen, weil er Cameron schwächen wollte: Er hat nämlich damit gerechnet, dass das Endergebnis knapp zugunsten der Remain-Befürworter gehen würde und dass Cameron dann zurücktreten würde.

Dumm gelaufen! Warum sonst hat er, Sekunden nach der Schließung der Wahllokale und bevor überhaupt ein Ergebnis bekannt gegeben war, gesagt: „Ich denke, wir haben knapp verloren.“ Wunschdenken!

Und am nächsten Tag war er so schockiert, dass er überhaupt nicht jubeln konnte! Und warum ist er danach tagelang untergetaucht? Ein gefühlter Sieger macht so etwas nicht.

Dieser Machtmensch hat die Zukunft Großbritanniens aufs Spiel gesetzt, um seine eigene politische Karriere zu befördern. Und als es hinter der Bühne klar war, was er wirklich getan hat, hat Michael Gove, der echt für den Brexit gekämpft hat (heimlich von Cameron und Co. ermuntert?), seine Kandidatur bekannt gegeben, um die Brexit-Befürworter zu spalten und diesen Schwindler kaputt zu machen.

Glückwünsche, Gove! Sie sind kein „Verräter“, wie die britische Presse Sie bezeichnet. Sie haben uns allen einen Gefallen getan.

ROY KIFT, Essen

Nicht lustig

betr.: „Von Asgeir bis Zlatan – das ultimative Island-Abc“,taz vom 29. 6. 16

Für mich als isländischen Wahlberliner ist es sehr erfreulich, mit wie viel Wohlwollen und Humor mein Ursprungsland beschrieben wird. Aber einer der Buchstabenwitze war nicht lustig, und zwar der Naziwitz.

Wenn ein Volk (wie die Deutschen) so dreist gewesen ist, kulturelle Symbole und Inhalte von zwar verwandten, aber eigentlich anderen Völkern (den nordischen) zu klauen und in Menschenfeindlichkeit umzuwandeln, dann steht es diesem Volk nicht zu, sich über die negative Bedeutung dieser Kultur lustig zu machen.

Dass alle Welt unsere Kultur mit Nazis verbindet, ist auf eurem Mist gewachsen. Versucht nicht, uns das anzukreiden.

STEFAN JOHNSSÓN, Berlin

Rassismus, nichts anderes

betr.: „Ben Istanbulum“, taz vom 30. 6. 16

Ja, darüber wundere ich mich schon lange. Wer sind wir eigentlich? Die Antwort ist einfach: Es handelt sich um Rassismus und nichts anderes.

Es ist nicht das erste Mal, dass in anderen Ländern Menschen durch Terror getötet werden, unsere Gefühle sind wohl nur bei den Menschen mit der helleren Hautfarbe … oder was ist es? Die Medien dürfen sich in diesem Bereich gern mehr bewegen!Vor Gott sind alle Menschen gleich, wir nennen uns doch christliches Abendland Also: Ben Istanbulum!

ENGELINE KRAMER, Leer

Umgang mit Tieren

betr.: „Kunst und Politik. Flüchtlinge fressen?“, „Ja“ von Martin Kaul, taz vom 30. 6. 16

Der eigentlich problematische Punkt an der Aktion des Zen­trums kommt in keinem der Beiträge zum Ausdruck: der Umgang mit den Tieren. Was ein Mensch freiwillig tut, ist seine_ihre Sache, vor allem wenn es darum geht, Grenzen künstlerisch sichtbar zu machen und neu auszuhandeln.

Das eigentliche Projekt finde ich aus den von Martin Kaul genannten Gründen gut – das Einsperren und Instrumentalisieren von Tigern, deren Freiwilligkeit wohl kaum festzustellen ist, dagegen nicht. Wir können unsere Menschenprobleme nicht auf dem Rücken von Tieren austragen, und das ist mehr als einen spöttischen Nebensatz über artgerechte Haltung wert.

TIM HOFMANN, Halle (Saale)

Grundgedanken der EU

betr.: „Europe: What ’s left?“, taz vom 27. 6. 16

Warum wird nach der Entscheidung den Briten so „hinterhergetrauert“? Wenn die Briten den Grundgedanken der EU nicht verstehen beziehungsweise nicht wertschätzen, ist es besser, dass sie raus sind.

JULIA ENGELS, Elsdorf