Die Zukunft Berlins auf
24 Hektar

Kommentar

von Bert Schulz

Bürgerbeteiligung für die Zukunft des Spreeparks

Der Andrang war dino-mäßig: 800 Menschen wollten am Freitagabend beim ersten Bürgerdialog für die Zukunft des 2001 geschlossenen Spreeparks ihre Ideen vorbringen. Das große Interesse kommt nicht überraschend. Denn das Gelände des einstigen DDR-Vergnügungsparks mit seinen Relikten aus besseren Zeiten – dem weithin sichtbaren Riesenrad etwa oder den ikonenhaft umgestürzten lebensgroßen Saurierfiguren –, steht beispielhaft für die jüngere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der ganzen Stadt.

Für die Vergangenheit, weil der Ex-Park eine der letzten noch nicht aufgeräumten, überbauten oder sonstwie gentrifizierten Brachen der Nachwendezeit ist. Deren Freiräume, Zwischennutzungen und steten Überraschungen waren stilbildend für das aktuelle Bild Berlins weltweit.

Für die Gegenwart, weil sich beim Umgang mit dem Gelände zeigen wird, ob die vielen Versprechungen der Politik für mehr Bürgerbeteiligung eingehalten werden. Der von den Berlinern gewonnene Volksentscheid über die Zukunft Tempelhofs vor zwei Jahren hat gezeigt, dass die Menschen eingebunden werden wollen bei der Planung ihrer Stadt.

Beim Spreepark mit seinen überschaubaren knapp 24 Hektar und mit seiner Geschichte als vom Volk genutztem Areal wird das sehr viel einfacher, weil konkreter werden können als beim leeren, früher abgeschlossenen, rund 350 Hektar großen Ex-Flugfeld. Hier, im Plänterwald, ist sehr viel denkens- und wünschenswert.

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) weiß das. Er wird einen fein austarierten Umgang pflegen müssen mit den Bürgern, um diese vorsichtig zu leiten, ohne in den Ruf zu geraten, Vorschriften zu machen. Letztlich geht es um nicht weniger als die große Frage, ob sich der Ausdruck eines Lebensgefühls und eine gute Portion Anarchie mit Planung vereinbaren lassen.

Gelingt das alles, könnte der Spreepark in der (nahen) Zukunft ein Symbol für gute Stadtentwicklungspolitik und Geisels Meisterstück werden.