Einblick(628)

Alexander Ochs, Kurator und Autor

Foto: privat

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

AO: Die Ausstellung Schnittmengen im leider vollständig unterschätzten Museum für Asiatische Kunst. Es ist die letzte in Dahlem; ab Januar ist das Museum gezwungen, den Umzug ins Humboldt-Forum vorzubereiten. Schnittmengen integriert in sehr sensibler Art und Weise zeitgenössische Kunst asiatischer wie erstmals auch europäischer Künstlerinnen und Künstler in die Sammlung alter Ostasiatika und zeigt so einen Weg, der hoffentlich fürs Humboldt-Forum gilt.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen?

Den Acker Stadt Palast, weil er radikaler und improvisierter Musik immer noch und immer wieder Platz gibt. Gute Performance-Programme wie Dance before Christmas finden dort statt, aber auch der von mir hochgeschätzte Komponist Dieter Schnebel konnte dort Musikerinnen und Musiker anlässlich seines achtzigsten Geburtstag einladen.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie durch den Alltag?

Eigentlich gibt es keine permanenten. Außer vielleicht Mascha Kalékos Liebesgedichten, in die ich immer wieder schaue. Dann gibt es temporäre. Derzeit: Denn wir haben Deutsch, wunderbare, auch lustvolle Texte zu Martin Luther, dem Sprach-Erfinder.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Na ja, mein nächstes ist mein letztes. Seit März kuratiere ich die Ausstellungsreihe Sein.Antlitz.Körper. in, mit und für Kirchen in Berlin und Jerusalem. Daneben sind die Neue Synagoge in Berlin und das Lutherdenkmal in Eisenach Schauplatz. Die nächsten Eröffnungen sind im Centrum Judaicum und in der Kirche St. Adalbert. Spannende Liebesverhältnisse zwischen Religion und Kunst entstehen da; neue spirituelle Qualitäten treten zutage.

Zur Person

Alexander Ochs,geboren 1954, eröffnete 1997 seine erste Berliner Galerie mit Fokus auf den künstlerischen Austausch zwischen China und Europa. 2004 gründete er zusätzlich den White Space in Peking. Seitdem er sich 2014 vom Galeriebetrieb verabschiedete, belebt er im Format „Alexander Ochs Private“ die Idee des Kunstsalons wieder. Ochs kuratiert zudem Ausstellungen in Kirchen, wie derzeit das Projekt Sein.Antlitz.Kirche (s. o.).

Welchen Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?

Meine Espressomaschine. Jeden Morgen. Und die gute Charlottenburger Luft auf dem Balkon in der Schillerstraße. Morgens um sieben und zu jeder Jahreszeit.