: KUNST
KunstBrigitte Werneburgschaut sich in Berlins Galerien um
Der niederländische Kurator und Kunstkritiker (Artforum) Jurriaan Benschop hat die von ihm zusammengestellte Gruppenschau im Box Freiraum „Artists in Europe“ genannt und er scheint schon mit dem Europa nach dem Brexit gerechnet zu haben. Kein Brite nirgendwo, nur ein Ire, Sean Scully, ist dabei, dazu noch eine Dänin, Maria Lund, eine Griechin, Lia Kazakou, eine Schweizerin, Valérie Favre, ein Belgier, Michael Borremans, ein Syrer, Ali Kaaf, ein Deutscher, Norbert Bisky, und gleich drei der von den Briten so verachteten Osteuropäer, nämlich Mirosław Bałka aus Warschau, Flo Kasearu aus Tallinn und Šejla Kamerićaus Sarajewo.
Die Namen sind alle bekannt. Jurriaan Benschops „As If, At Home“ ist also keine Newcomer-Show. Deswegen ist es aber trotzdem schön, Šejla Kamerić’ „Bosnian Girl“ (2003) wieder zu begegnen, das bei uns als Plakat in der Redaktion hängt. Flo Kasearus Video „Estonian Dream“ (2012), das aus vielen ganz kurzen Sequenzen besteht, stellt einen gefährlich ausschauenden, aber ganz entzückend gutmütigen Bull-Terrier ins Zentrum ihrer Abhandlung über Freiheitswünsche, die auch Hühner haben. Michael Borremans zeichnet und montiert in gewohnt altmeisterlicher Manier „The German“ als altmodischen getupften Mann. Norbert Bisky gibt seinem „Blast Selfie“ (2014) statt dem weggebombten Gesicht einen irrwitzigen inversen Heiligenschein (bis 31. 10., Mi.–Sa. 14–18 Uhr, Boxhagener Str. 96).
(E-E) Evgenij Kozlov, 1955 in St. Petersburg geboren, wurde in den 1980er Jahren als Mitglied der Leningrader Avantgarde-Gruppe Die Neuen Künstler bekannt. In den 90ern kam er nach Berlin. Er stellt international aus, etwa im New Museum in Manhattan oder auf der Biennale von Venedig 2013. Bei Egbert Baqué Contemporary zeigt er nun „E-E Weight. Sleep“, Zeichnungen, auf denen er sein Körpergewicht am Tag notiert und die Uhrzeit, wann der Schlaf eintritt in der Nacht. Dazu kommt Malerei auf Leinwand, wobei der Künstler seine figurativ- oder auch ornamental-abstrakten Motive zunächst auf die Rückseite der Leinwand malte. Sie schlugen durch und wurden dann von ihm auf der Vorderseite weiter ausgearbeitet. Wie Tag und Nacht in den Daten-Zeichnungen stehen sich in der Malerei Vorder- und Rückseite gegenüber; Raum und Gegenraum, Sichtbarkeit und Projektion, wobei die Rückseite (ein offener Türrahmen erlaubt es, die Bilder beidseitig sichtbar zu hängen, wie eine Art Ikonostase) die reineren Farben und klareren Formen zeigen, während die Vorderseite zarter und lyrischer erscheint (bis 30. 7., Di.–Fr. 14–19 Uhr, Sa. 12–18 Uhr, Fasanenstr. 37,).
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