taz Salon
: Vorfahrt für’s Fahrrad

Wirklich warm wird Elsbeth Rütten mit Fahrradfahrern wohl nicht mehr. Zu oft rasen die in ihren Augen auf den Bürgersteigen, zu wenig nähmen sie Rücksicht. Am Dienstagabend konnte die Senioren-Aktivistin mit gleich drei Fahrrad-Freaks schimpfen, die mit ihr im Rahmen des taz Salons auf dem Podium saßen.

Wie es mit der „Vorfahrt für’s Fahrrad“ in Bremen aussieht, stand zur Diskussion – immerhin der Stadt, mit dem höchsten Radverkehrsanteil unter Städten in Deutschland ab 500.000 EinwohnerInnen. Eine Kennzeichungspflicht für Räder wünsche sie sich zwar nicht mehr, so Rütten, aber einen Führerschein für Fahrradfahrer.

Diese nicht unter Generalverdacht zu stellen, forderte hingegen der grüne Verkehrspolitiker Ralph Saxe. Verbesserungswürdig, aber doch ziemlich gut stehe es um den Verkehr um Rad und Fußgänger in Bremen. Einiges stehe noch an: Mehr Zebra-Streifen, mehr Tempo 30, sowie einige „Premium-Routen“.

Einigendes Problem: der Autoverkehr

Zwar nicht mit einem eigenen Führerschein, aber doch mit eigenen Trainings auch für erwachsene Radfahrer konnte sich auch der SPD-Abgeordnete Rainer Hamann, Vize-Vorsitzender des Bremer ADFC, anfreunden. Eine Idee, die bei Bernhard Stoevesandt auf Unverständnis stieß. Nicht bösartig seien die Radler, sagte der selbsternannte „Kampfradler“, sondern: „Die Regeln sind für Autos gemacht.“ Dass sich Radler über rote Ampeln hinwegsetzen, ist für ihn fast geboten. Zumindest aber sollten sie offensiv für ihr Recht im Verkehr eintreten.

Einigkeit bestand indes auf dem Podium wie im Publikum vor allem im Ärger über Nichtanwesende: über beinharte Autofahrer und eine nicht-innovative Verkehrsplanung: „Betonköpfe“ säßen im Amt für Straßen und Verkehr (ASV), sagte Stoevesandt und Saxe sekundierte: Stehen geblieben sei man dort in den 1950er-Jahren. Von „Qualitätsproblemen in der Verwaltung“ sprach Hamann – und mehr Radverkehr trotz des ASV. jpb

Foto: Kay Michalak / Fotoetage