Keine akute Gefahr – für den Moment

Experten warnen zwar vor Panikmache, Wachsamkeit sei aber geboten. Zweiter Vogelgrippeherd in Rumänien

BERLIN taz ■ Mediziner und Politiker wenden sich gegen übertriebene Ängste vor der Vogelgrippe. „Es gibt keinen Grund zur Panik“, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin. Auch der für Europa zuständige Experte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Roberto Bertolini, sagte: „Wir stehen absolut nicht am Beginn einer Vogelgrippepandemie beim Menschen.“

Frühestens am Samstag wird sich klären, ob neben der Türkei auch Rumänien von dem für Menschen gefährlichen Virus-Subtyp H5N1 betroffen ist. Dort wurde gestern im Donautal ein zweiter Vogelgrippeherd entdeckt, etwa 60 Kilometer vom ersten Fundort. Selbst bei einem positiven Befund erwartet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) für Deutschland keine Veränderung der Risikoeinschätzung, so eine Sprecherin. Allerdings herrscht keine Einigkeit über konkrete Maßnahmen. So halten die Fachleute vom FLI ein bundesweites Freilaufverbot für Geflügel weiterhin nicht für erforderlich. Bayerns Verbraucherminister Werner Schnappauf forderte dagegen eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel. Schnappauf kündigte an, dass bereits ab Montag in Bayern keine Geflügelmärkte mehr stattfinden dürfen.

Auch wenn die meisten Experten für den Moment keine akute Gefahr sehen, gebe es noch keinen Grund zur völligen Entwarnung. Der Leiter des Influenza-Programms der WHO, Klaus Stöhr, sagte am Freitag im Deutschlandfunk, die Gefahr einer verheerenden Seuche unter Menschen sei nicht gebannt. Noch am Freitagabend wollte die EU-Kommission eine europaweite Regelung zum Schutz vor der Vogelgrippe treffen. Der Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium, Alexander Müller, sagte, die Bundesländer sollten Risikozonen bestimmen, in denen eine Übertragungsgefahr durch Zugvögel besteht, und Freilaufverbote vorbereiten. TARIK AHMIA